TimeLine ist ein einfach zu bedienendes Programm, um grafische Zeitleisten zu erstellen. Im Zentrum steht eine Zeitachse, auf der einmalige Ereignisse oben und Geschehnisse mit Dauer unten dargestellt werden. Durch farbige Kategorien und Gruppierung lässt sich die Übersicht verbessern.
Inhaltsverzeichnis
Hinweis: Dieser Artikel inkl. Bildern stammt von Gastautor Gerd M. Hofmann. Mehr von ihm gibt es auf seinem Blog zu lesen. Du kannst auch mitmachen.
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Die Suche nach dem richtigen Programm
Gemäß der titelgebenden Theorie war ich vor ein paar Jahren auf der Suche nach einem Programm, um zeitliche Ereignisse zu visualisieren. Timelines oder Zeitleisten heißen solche Grafiken.
Als langjähriger Macintosh-Anwender fand ich schnell die Software TimeLine 3D. Die sah zwar wie die meisten macOS-Applikationen sehr gut aus, war aber arg starr bei ihrer grafischen Ausgabe. So ließ sich die automatische Anordnung der Ereignisse nicht beeinflussen.
Fazit: Teuer und für mich leider unbrauchbar.
Parallel dazu habe ich mich seit einem Jahr auch mit Linux beschäftigt und mir Ubuntu 16.04 LTS auf einem ausgemusterten PC installiert. Inzwischen stehen zwei PCs mit aktuelleren LTS-Versionen in meinem Arbeitszimmer.
Der dortige Store und die Paketverwaltung Synaptic lieferten auf der Suche nach „Timeline“ keine Treffer, dafür stieß ich im Netz auf die Seiten des gleichnamigen OpenSource-Projektes. Anfangs war etwas Bastelei bei der Installation nötig, bei der mir ein Linux-Profi des örtlichen Computerclubs half. Inzwischen ist das kompakte Python-Programm über den Snap-Store schnell geladen und gestartet. Seit einiger Zeit ist es auch über „Ubuntu Software“ abrufbar.
TimeLine: Eine kurze Übersicht
Die Oberfläche wird von einer horizontalen Zeitachse dominiert, die Menüs sind inzwischen größtenteil aus dem englischen Original ins Deutsche übersetzt. Ebenso die integrierte, jedoch sehr rudimentäre Onlinehilfe.
Auf Wunsch erstellt TimeLine beim Start eine Zeitleiste mit verschiedenen Elementen zur Einführung zum Experimentieren.
Da ich trotz dieser beiden Hilfemöglichkeiten keine Beschreibung fand, wie man eine individuelle Zeitachse definiert, stand ich anfangs gepflegt auf dem Schlauch: Eine Anfrage deswegen in der englischsprachigen Mailingliste des TimeLine-Projektes brachte leider keine wirkliche Hilfe.
Doch durch Probieren kam ich schnell dahinter, dass TimeLine eine automatische Zeitachse generiert, sobald Ereignisse anlegt werden. Der Bereich dieser Zeitachse reicht von 4714 vor Christus bis mindestens ins 99. Jahrhundert.
Ich erstellte mir zunächst eine zeitliche Übersicht von bekannten Komponisten, die eine befreundete Lehrerin für ihre Schüler benötigte.
Funktionsumfang
TimeLine kann derzeit drei verschiedene Ereignistypen verwalten:
- Einmalige Ereignisse (ein Gemälde, ein Film, die Geburt des Kindes…) – Zeitpunkte – werden oberhalb der Zeitachse angeordnet.
- Ereignisse mit Dauer (Autos, Reisen, Beziehungen…) – Zeiträume – werden unterhalb der Zeitachse angeordnet.
- Meilensteine werden direkt auf die Achse gesetzt
Man kann mehrere Ären (Ära = Zeitalter) definieren, die für unterschiedliche Hintergründe bestimmter Zeitbereiche sorgen, ich habe das bei den obigen Komponisten für jedes Jahrhundert angelegt.
Ereignissen kann man im Editor gleich mehrere Zugaben bescheren: Eine Beschreibung, die per Maus temporär oder dauerhaft angezeigt werden kann, und ein Bild. Zudem lassen sich ein Alarm mit Datum, Uhrzeit, Benachrichtigung und eine URL integrieren. Für laufende Projekte lassen sich Fortschrittsbalken einblenden.
Um die Ereignisbalken zur besseren Unterscheidung einzufärben, vergibt man im Editor optional Kategorien, die einen Namen und eine definierbare Farbe bekommen.
Für meinen Kinoblog habe ich eine Auflistung der Filmtheater meiner Heimatstadt gebastelt. Hier kann man auch sehen, wie TimeLine mit einmaligen Ereignissen (also jenem mit nur einem Datum) verfährt: diese werden oberhalb der Zeitachse platziert. Es ist zudem möglich, im Editor mehrere Ereignisse in einem sogenannten Behälter zu gruppieren.
Anpassungsfähigkeit
TimeLine kann auf Wunsch die Zeitleisten komprimieren: Dabei werden zeitlich nacheinander ablaufende Ereignisse automatisch nebeneinander gestellt, um Platz zu sparen. In meinem Komponistendiagramm kann man das sehr gut sehen.
Als großes Plus empfinde ich die Möglichkeit, jedes Ereignis nachträglich vertikal umsetzen zu können, in dem man es anklickt und mit den Cursortasten zeilenweise nach oben oder unten verschiebt. So konnte ich in meiner Kinozeitleiste alle Kinos in einem Gebäude manuell zusammenführen.
Hat man seine Ereignisse eingegeben, gilt es die Darstellung auf dem Bildschirm zu optimieren. Das geht bequem mit der Maus:
- Mit gedrückter Maustaste oder dem Mausrad verschiebt man die Szenerie horizontal.
- Mit gedrückter Shift-Taste hingegen vertikal.
- Hält man die CTRL-Taste gedrückt, zoomt man in der Darstellung rein oder raus.
- Die ALT-Taste schließlich macht die Ereignisbalken nebst Schrift kleiner oder größer.
Zeitleisten speichern und exportieren
Eine Druckfunktion sucht man vergebens (ich habe mich anfangs mit der Screenshotfunktion von Ubuntu beholfen), dafür steht der Export in verschiedenen Formaten (Pixelbild, SVG…) und Modi zur Verfügung.
Über ein zentrales Menü kann man die Software großzügig konfigurieren. Da noch nicht alle Texte korrekt lokalisiert wurden, finden wir hier einige schräge Übersetzungen:
Datenverlust sollte es mit TimeLine keinen geben, das Programm sichert alle Änderungen und Neueingaben automatisch. Neue Zeitleisten sollte man daher mit der Funktion „Speichern unter“ anlegen. Die Software generiert übrigens lupenreine Textdateien im XML-Format, diese können auch mit einem Texteditor modifiziert werden.
Entwicklungsstand
TimeLine wird von den schwedischen Brüdern Roger & Rickard Lindberg programmiert. -> Link zur Projektwebseite.
Da diese Seite wie auch die Mailingliste in Englisch ist, habe ich einen deutschsprachigen Blog zu TimeLine eingerichtet.
Die Entwicklung geht voran, auch wenn es in letzter Zeit etwas weniger wurde. Die letzten Erweiterungen bzw. Updates sind:
- Ereignisse können nun mehrere Hyperlinks enthalten, außerdem werden diese durch ein Icon angezeigt.
- Texte in Ereignisbalken werden nun optional zentriert dargestellt.
- Die Schriftarten und -größen können nun frei gewählt werden.
- Die Option „Zeitleisten komprimieren“ hat nun eine Undo-Funktion, da sie die Positionen der Ereignisse radikal verändert.
- Die senkrechte Linie, die einmalige Ereignisse mit der X-Achse verbindet, kann nun wahlweise links oder zentriert am Balken kleben.
- Die Reihenfolge der Werkzeuge im Ereignis-Editor kann nun verändert werden.
Fazit
Auf der Habenseite erfreut TimeLine durch seinen OpenSource-Status, seine meist einfache Bedienung und eine gewisse Flexibiliät bei der Anzeige und Ausgabe.
Dem steht eine noch immer nicht vollständige deutsche Lokalisierung entgegen sowie die Tatsache, dass die Weiterentwicklung in den letzten Monaten spürbar gemächlicher wurde als vorher. Ich hatte in dieser Zeit diverse Änderungen und neue Optionen an die Programmierer herangetragen, die leider bisher nicht realisiert wurden. Es wird sich zeigen, wie es künftig weiter geht.
Da mir unter Linux und macOS keine ähnliche Software bekannt ist und ich Windows nicht mit der Kneifzange anfasse, werde ich TimeLine weiterhin treubleiben.
Mit TimeLine steht ein brauchbares Stück kostenloser Software für Linux und Windows zur Verfügung. Profis können es (mit Homebrew-Kenntnissen) auch unter macOS installieren.
Die Bedienung ist nicht immer intuitiv, aber die Ergebnisse können sich sehen lassen.
Wünschenswert ist eine komplette Lokalisierung der Applikation und ihrer Onlinehilfe.
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Vielen Dank an Gerd für den Artikel als Gastautor.
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Danke für diesen gut lesbaren Artikel.
Ich habe sowas gesucht, um zeitliche Abläufe grafisch darzustellen.
Hab drüben bei gnulinux.ch Deinen? Kommentar gelesen und bin Dir hier her gefolgt. Timelines sind bei mir als Autor natürlich Pflicht. Bisher habe ich mir mit dem Zeichnen von Diagrammen beholfen. Was ich mir wünschen würde wäre eine Möglichkeit Timelines mit einem Notizenprogramm verknüpfen zu können. Oder auch mit einem Wiki-Eintrag.
Danke für Deinen Beitrag und diesen Blog hier abonniere ich jetzt Mal.
Liegeradler ist das Kommentar-Pseudonym von Gerd, dem Gastautor dieses Beitrages. 🙂