Endlich. GIMP 3 ist da. Der Hoffnungsträger der Open-Source-Welt für Grafikbearbeitung. Allerdings hatte es GIMP da bisher eher schwer. Die Entwicklung ging schleppend voran und es konnte so recht keinen Kreativling hinter’m Berg vorlocken. Etwa um von Adobe Photoshop oder Affinity Photo umzusteigen. Denn beide Platzhirsche gibt es nicht (offiziell) für Linux. Und damit bleiben viele Kreative dem offenen Betriebssystem aus diesem Grund einfach komplett fern. Nun ist GIMP 3 da. Ist jetzt endlich die Zeit für Grafik Content Creator auf Linux umzusteigen?
Inhaltsverzeichnis
TL;DR: Nein, GIMP 3 reicht Photoshop immer noch nicht das Wasser. Aber es wird besser. Für Einige reicht es schon aus, dem Adobe-Abo endlich den Rücken zu kehren. GIMP 3 hat sogar eine Funktion, nach der sich Photoshop oder Affinity Photo User umdrehen werden.
GIMP 3 – das Update lohnt sich
Der unglückliche Name wurde trotz steigender Kritik nicht geändert. Zur Erinnerung: Übersetzt vom Englischen heißt es so viel wie >>Krüppel<<. Das sorgt im Internet nicht nur immer wieder für Unmut einiger User, sondern auch für belustigte Sprüche der PS-Community über die altbackene Oberfläche, den eingeschränkten Funktionsumfang oder die lahme Entwicklung im Schneckentempo – und eben den dafür vermeintlich passenden Namen.
Good News: Die Entwicklung soll jetzt wieder schneller vorangehen. Denn GIMP 3 ist endlich komplett auf GTK3 aufgebaut, der Grafikbibliothek von Gnome, der Desktop-Umgebung. Allerdings basiert Gnome und Teile der Linux-Welt schon teils auf dessen Nachfolger GTK4 – und hat damit den Erschaffer der GTK (ausgeschrieben ursprünglich GIMP Tool Kit) überholt. Trotzdem ist das eine gute Nachricht. Denn bisher war GIMP nur GTK2 und damit eben per Design schon altbacken. GTK3 ist nicht nur deutlich moderner, sondern auch deutlich schneller.

Neue Features
Der Umbau auf GTK3 bringt einige technische Neuerungen mit.
- High DPI Support: Das UI Scaling auf Monitoren mit hoher Auflösung (2k, 4k, 5k, 8k) ist deutlich besser und Schaltflächen müssen nicht mehr mit der Lupe gesucht werden und es sieht mit Fractional Scaling nicht mehr scheiße aus.
- Graphics Tablet Input: Es gibt nun die Möglichkeit, neuere Grafiktabletts zu verwenden
- Themes per CSS: GIMP-User können Themes nun per CSS Dateien austauschen
- Wayland: Nativ statt Emulation bzw. xwayland-Nutzung (Performance-Boost)
An der GUI ansich hat sich wenig getan. Würde ich nicht wissen, dass da ein großes Update war, würde ich wohl nicht bemerken, dass da Etwas verbessert wurde. Trotz des Updates sieht die generelle GUI also immer noch genau so aus. Das hat Vor- und Nachteile. Für mich hat es vor allem Nachteile, denn es ist trotz PhotoGIMP ein Throwback in die 2000er.
Auch in Sachen Bildbearbeitung wird es besser:
- Non-Destructive Filter: Effekte sind endlich nicht-destruktiv, wie bei Photoshop oder Affinity.
- Stacked Filter: Effekte können pro Ebene gestacked werden und einzeln ausgeblendet werden
- GEGL Filter: Schrift-Rand mit einem Klick? Etwas versteckt gibt es einen neuen Filter (Filters -> Generic -> Text Styling – oder Doppelklick auf die Schrift), der Schrift Effekte (Rand, Schatten) mit einem Klick ermöglicht. Geht auch bei Nicht-Text-Elementen. 😉
- Allerdings kann die Schrift unter bestimmten Umständen immer noch nicht größer gemacht werden, ohne sie in eine Bildebene umzuwandeln
- Mehrere Layer auf einmal markieren (zum Löschen, Verschieben, etc.)
- RGB Update
- Support für neue Dateiformate
Gerade die Stack-Funktion gibt es so mWn nicht in Photoshop oder einem anderen Grafikprogramm. So hat jede Ebene noch einmal Unterebenen nur für die Effekte bzw. Filter. Diese können einzeln ein- und ausgeblendet werden, in der Reihenfolge verändert werden oder eben mit einem Schloss versehen werden, dass sie nicht unabsichtlich verändert werden. Top!
Besonders wichtig emfpinde ich aber die nicht destruktiven Filter, den nativen Wayland-Support und die Möglichkeit, HighDPI-Bildschirme endlich sinnvoll nutzen zu können. So werden Filter nicht direkt auf die Ebene eingerechnet, sondern können später noch einmal verändert oder einfach gelöscht werden.

Reicht das alles?
Das sind gute Schritte in die richtige Richtung. Doch reicht das Power-Usern von Photoshop oder Affinity Photo, um jetzt auf Linux umzusteigen? Vermutlich nicht.
Es kommt aber immer darauf an, was du mit dem Programm erledigen willst. Nutzt du wirklich das gesamte Potenzial von PS und Co? Oder zahlst du das Abo nur aus Gewohnheit oder Prestige?
Ich bin kein Power-User. Ich stelle Bilder frei, bearbeite Farben von Ebenen. Baue Bilder in Bilder ein. Kaschiere hier und da Stellen. Und baue Schriften ein.
Mich würde aus Sicht eines Power-Users interessieren: Ist GIMP 3 jetzt eine Alternative für dich? Gern per Kommentar oder Mail. Oder ein selbst geschriebener Vergleichsartikel zu PS?
Die GIMP-Entwickler betonen, dass das aktuell nur der Grundstein ist. Die Entwicklung soll nun wieder schneller von statten gehen soll. Denn der immense Schritt zu GTK3 ist jetzt gemacht und damit die größte Hürde genommen.
Neugierige können hier die gesamte Roadmap einsehen.
Mit dabei sind Linked Layers (-> Smart Objects) und Vector-Layer. Richtig, Vektoren direkt in GIMP. Und das soll schon mit GIMP 3.2 kommen. Und dann wird GIMP in meinen Augen erst richtig interessant – und ich denke, DANN können wir über GIMP als PS-Alternative reden.
Übrigens: Auf Systemen mit macOS oder Windows läuft es bei mir nicht besser als GIMP 2. Dafür aber mit meinem Debian und Mint-Testsystem merklich.

Ich bin dankbar, dass es eeeeennndlich mal vorangeht mit der Entwicklung. Für mich rückt das Programm damit wieder in den Fokus – und auf mein Produktivsystem. Auch PhotoGIMP hat schon ein Update für V3 parat.
Einen Wunsch habe ich dann aber doch: Freistellen per Zauberstab könnte dann doch alsbald bitte merklich besser werden. Sonst reicht GIMP mir aus. Und wenn doch nicht, dann versuche ich es mit Photpea oder Affinity Photo per WINE.
Was konkret fehlt dir in GIMP 3? Ab damit in die Kommentare!
Zur neuen Version gibts endlich mal wieder ein richtig fettes Buch, ich habs mir schon vorbestellt:
https://www.rheinwerk-verlag.de/gimp-das-umfassende-handbuch/
Anscheinend sind die Bilder und Aussagen zum RC1. Aber da sich wenig geändert hat, ist das vermutlich nicht so schlimm. Schnell sind sie auf jeden Fall. 🙂
Gimp 3 ist schon sehr nice geworden, aber es wird wohl nie mit PS aufschließen, dazu fehlen einfach die Mittel. Das muss es auch nich. G3 ist ausreichend für sehr viele Dinge. Beim Zauberstab musste ich lachen, das braucht wirklich Übererbeitung.
Da hast du wohl Recht. Mehr Geld heißt in dem Fall mehr Dev-Power und eben auch mehr/schneller Features. Ob man alle davon braucht ist fraglich, daher wäge ich immer ab. Bisher gibt es nichts, das mich auch nur im Asatz zu Adobe zurück bewegt hat. Freistellen geht notfalls auch mit Photopea, Canva oder eben Affinity Photo.
Mir gefällt Gimp3 sehr gut. Schade, dass die olle UI immer noch oll aussieht. Alle anderen sehen gut aus, Gimp dümptelt in den 00er Jahren herum. So wird wohl keiner überzeugt. Aber immerhin GTK 3. Das ist schon einmal eine gute Basis.
Welche Grafikschnittstelle verwenden Adobe, Affinity und Photopeak, dass sie aussehen, wie sie aussehen?
Na du stellst Fragen. Da kann ich nichts Fundiertes zu sagen. Vermutlich etwas Eigenes?