Apostrophe MD Editor Linux Teaser Bild

Apostrophe – Markdown Editor Alternative für IA Writer mit Linux?

Apostrophe ist einer der viel empfohlenen Texteditoren für Linux – und nur für Linux. Laut Hersteller orientiert Apostrophe sich an IA Writer, einem der wohl meist genutzten und viel gehypten Markdown-Editoren für macOS, iOS, Windows und mittlerweile auch Android. Nur eine Linux-Version gibt es nicht und laut Entwicklerteam sieht es wohl auch weiterhin so aus. Also muss eine Alternative her. Warum nicht der Editor, der sich mindestens optisch recht nah am Vorbild orientiert?

IA Writer als Benchmark?

Es ist Geschmackssache, ob ein Texteditor passt. Wer einmal lange in einem bestimmten Editor gearbeitet hat, gewöhnt sich oft nur mit viel Widerwillen an die neue Schreibumgebung. Manchmal geht es aber nicht anders.

IA Writer beschreibt sich selbst als Distraction Free, also ablenkungsfrei – zudem war er einer der Ersten, die dieses Konzept (als USP) für sich beansprucht haben. Erfunden hat er es aber nicht, vielleicht aber für viele erst wieder „marktfähig“ gemacht. Der Vorteil: Beim Schreiben siehst du nur die Schrift auf weißem oder schwarzen Grund. Alles andere ist nur per Rechtsklick und Tastenkürzel erreichbar.

IA Writer gibt es als proprietäres Programm für macOS, iOS, iPadOS, Windows und Android zu kaufen. Eine Variante für Linux gibt es nicht und die Entwickler werden das wohl auch nicht so schnell ändern. Für mich fehlte damit nach dem Umstieg von macOS auf Linux ein wichtiges Werkzeug als freier Autor. Ich habe mir etliche Markdown-Editoren und Office Suites angeschaut. Unter meinen Favoriten ist auch Apostrophe. Reichen die Fetaures, IA Writer für mich zu ersetzen?

IA Writer Vergleich Apostrophe Text GUI
IA Writer unter macOS ist bunter, CC-BY-SA

Apostrophe – das kann der Markdown-Editor für Linux

Optisch gibt es wohl keinen anderen, ablenkungsfreien Markdown-Texteditor, der von Haus aus so nah an die Optik von IA Writer herankommt, wie Apostrophe. Das ist kein Zufall. Der Entwickler Wolf Vollprecht hatte damals in einem Ubuntu Programmierwettbewerb den Uberwriter vorgestellt, weil es seiner Meinung nach keine gute Alternative zu IA Writer für Linux gibt. Der wurde dann später in Apostrophe umgenannt.

Schrift wird mittels Monospace-Font dargestellt, die Rauten (#) und Listenzeichen (-) werden eingerückt, fette oder kursive Schrift direkt dargestellt und trotzdem die Markdown-Codes eingeblendet. Die Kopfzeile blendet sich beim Schreiben aus und bei Mausbewegung wieder ein – und bietet im GTK-Gnome-Stil die wichtigsten Funktionen wie Open oder Save. Eine lokalisierte Oberfläche gibt es nicht. Dennoch sollten die wenigen englischen Wörter keinen vor große Hürden stellen.

Die Live-Vorschau lässt sich anders als beim Vorbild sehr variabel einblenden:

  • Splitscreen vertikal oder horizontal
  • im extra Fenster
  • wie bei IA Writer im Volbild

Im Burger-Menü lassen sich der Focus Mode (nur der aktuelle Satz wird hervorgehoben) und ein Hemingway Mode aktivieren, in dem man nur schreiben kann, aber nicht löschen – es soll die Produktivität steigern.

Dank GTK4-Unterbau ändert sich die Oberfläche auf Wunsch mit dem Desktop-Design auf Hell oder Dunkel. Fans vom „Zeitungslook“ mit Braun auf Sepia/Gelb können sich so einen Farbtupfer in den Editor holen.

In den Einstellungen kann zudem der Spellcheck für die aktuell im Editor per Rechtsklick eingestellte Sprache aktiviert werden (gekoppelt an die System-Wörterbücher) oder der Text größer dargestellt werden – praktisch für Bildschirme, die eine 2K oder 4K Auflösung haben. Zudem lassen sich mehrere Markdown-Varianten als Input deklarieren (CommonMark, GitHub, Pandoc, Multi, Plain). Allerdings ist das Menü damit auch schon zu Ende.

Apostrophe Linux GUI
Randloses Fenster: Apostrophe mit Linux, CC-BY-SA

Diese Features fehlen Apostrophe

Optisch ist Apostrophe ziemlich nah am Vorbild. Doch nur mit Aussehen kann man keine Nutzenden gewinnen. Es gibt eine Reihe Funktionen, die Apostrophe nicht mitbringt.

Wer Texte für Printmedien schreibt, hat oft eine Zeichenbegrenzung. Wörter zählen kann Apostrophe – allerdings nur für das gesamte Dokument. Es fehlt die Option, nur die markierten Wörter/Zeichen zu zählen. Eigene Hotkeys können nicht vergeben werden. Typora kann es über eine Config-Datei, MarkText oder Obsidian haben es gleich ins Hauptmenü eingebaut. Apostrophe kann es gar nicht.

Für meinen Workflow fehlen beispielsweise die Umschalter für Überschriften. Etwa STRG + 1 für H1, STRG + 2 für H2 etc. oder STRG + K um ein markiertes Wort mittels URL-Paste schnell zum Hyperlink zu machen. Die Kürzel unterscheiden sich zwar je nach Programm, es gibt hier aber leider gar keine Option dazu. Dazu gibt es seit mehreren Jahren Feature Requests. So fühlt sich Apostrophe manchmal wie ein hübsches Gedit an.

Dark Mode mit Vorschau-Split-Screen, CC-BY-SA

Für lange Texte mit vielen Überschriften bzw. Kapiteln fehlt die Gliederung. Diese gibt es weder zum Ausklappen, noch in einer Sidebar. Auch dieser Wunsch ist bereits eingereicht, vielleicht gibt es die ja irgendwann.

Der größte Unterschied ist jedoch die fehlende Schreibanalyse bzw. die Möglichkeit, den Inhalt auf bestimmte Wörtarten zu untersuchen. Verben, Adjektive, Nomen (u.a.) können bei IA Writer farbig hervorgehoben werden. (Siehe Bild weiter oben.) Damit ist Apostrophe aber nicht allein. Bisher kenne ich keinen anderen Editor, der diese Funktionalität in der Form mitbringt.

Das Apostrophe-Fenster hat zudem eine minimale Breite definiert. Im Tiling-Modus auf meinem Thinkpad-Bildschirm nimmt Apostrophe immer mehr als die Hälfte ein, sonst blendet es Werkzeuge (meist das Burger-Menü) in der Kopfleiste aus. Das ist nur ein marginales Problem, dennoch unschön und eigentlich unnötig.

Lieber IA Writer mit WINE auf Linux nutzen?

Viele Windows-Programme lassen sich problemlos mit WINE unter Linux nutzen. So zum Beispiel auch Autoren-Software wie Scrivener, Patchwork oder Papyrus Autor. Da liegt es nahe, auch IA Writer mit WINE auszuprobieren.

Allerdings gibt es da zwei Probleme:

  1. IA Writer benötigt in der Windows-Version anscheinend Bibliotheken, die sich nicht einfach mit WINE installieren oder ersetzen lassen. Auch nicht über Lutris.
  2. Der Windows-Version fehlen Funktionen, die die Mac-Version zum gleichen Preis mitbringt. Mindestens aber die Optik mit den eingerückten Markdown-Kürzeln wie der Raute für Headlines, die (warum auch immer) nur bei den Varianten für die Apfelgeräte verfügbar ist.

Ich habe es mehrmals probiert. Und ich bin immer wieder gescheitert, IA Writer gescheit unter Linux zum Laufen zu bekommen. Daher ist eine alternative Software dringend angeraten.

Apostrophe mit „Zeitungs-Look“, CC-BY-SA

Ist Apostrophe die Linux-Alternative für IA Writer?

Apostrophe sieht fast aus wie IA Writer. Allerdings bedient es sich nicht wie IA Writer und bietet nicht den vollen Umfang an Funktionen. Wer damit kein Problem hat, bekommt einen sehr übersichtlichen Markdown-Texteditor serviert. Für manche Einsatzzwecke mag das ausreichen. Für mich fehlen die Möglichkeit, eigene Hotkeys zu vergeben (oder eben entsprechende Optionen im Menü) und im die Direktvergleich die Textanalyse.

Ich verwende den Editor dennoch zeitweise, wenn ich den Hemingway Mode benötige – oder MD-Texte ohne Export in der Vorschau lesen möchte. In 98% der Fälle verwende ich aber Typora oder Obsidian. Apostrophe bleibt dennoch auf der Beobachtungsliste, denn es kommt optisch sehr nah heran und hat als Open Source Programm für mich gegenüber den anderen ideologisch die Nase vorn.

Mehr Infos

Apostrophe ist FOSS (GPL) und wird kostenlos über GitLab „vertrieben“. Im GitLab-Repo sind die Entwickler direkt erreichbar und es können Bug Reports sowie Feature Requests erstellt werden. Das Programm existiert nur für Linux. Auch das hat Seltenheitswert.

Die Installation erfolgt in allen Distributionen offiziell als Flatpak über Flathub. Die Entwicklung neuer Versionen geht mal sehr schnell, mal recht zäh voran. Neben der 64 Bit Version gibt es auch eine Variante für die ARM-Architektur. Die Installation nimmt etwa 95 MB auf der Festplatte ein.

Du installierst Apostrophe für Linux per Terminal-Befehl:

flatpak install flathub org.gnome.gitlab.somas.Apostrophe
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Claudius ist freier Autor zu Themen wie IT, Linux und Audio und bloggt hier aus eigener Erfahrung herum. Daily Driver und Kreativsystem ist aktuell Fedora 40.
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