Du findest GIMP doof, kannst aber auch nichts mit Adobes Creative Suite im Abo-Bezahlmodell anfangen? Mit einfachen Handgriffen kannst du Affinity Photo, Designer und Publisher auf deinem Linux-Sytem installieren. Alles was du dafür können musst: Copy Paste.
Inhaltsverzeichnis
Alternativen zu Adobe-Programmen
Hast du schon den Artikel zu den Alternativen zu Adobes Creative Suite für Linux schon gesehen? Wenn nicht, schau doch mal vorbei.
Es gibt Situationen, bei denen führen die nativen Lösungen FÜR Linux leider nicht zum Ziel. Entweder passt der Workflow einfach nicht oder die Funktionen reichen nicht aus. Schließlich kann ein GIMP ein ausgewachsenes Photoshop nicht einfach 1:1 ersetzen. Es gibt aber Programme, die noch etwas mehr Funktionen anbieten. Etwa die Affinity-Suite von Serif – mittlerweile unter Schirmherrschaft von Canvas, einem Online-Bildbearbeitungswerkzeug. Die Programme sind jedoch weiterhin getrennt und einzeln für die Offline-Nutzung erhältlich.
Die Affinity-Suite umfasst die Programme Photo, Designer und Publisher. In der Reihenfolge sind es beliebte Alternativen für Photoshop, Illustrator und Indesign. Der Vorteil: Die grafische Oberfläche sieht modern aus und in Sachen Funktionen steht es irgendwo zwischen Photoshop und GIMP. Und das alles ohne Abo-Zahlung. Die Affinity-Programme sind nicht Open Source.
Das Problem: Alle Affinity-Programme gibt es (wie leider üblich) nur für macOS und Windows. Und iPad.
Doch es gibt eine Lösung, die sogar ziemlich gut funktioniert. Zwar ist der (bei viele zu unrecht) unbeliebte Terminal mit beteiligt, es bedarf aber nur eines Befehles, den du dank Copy-Paste-Enter nicht einmal abtippen musst.
WINE „simuliert“ ein Windows auf deinem Linux-System
Das ganze Projekt basiert auf WINE, also einem Programm, dass Programmen vorgaugelt, es sei ein Windows und gerade die notwendige Basis an Bestandteilen bereit hält, dass alles funktioniert, aber du keine Windows-Lizenz kaufen musst.
In diesem Fall basiert es auf einer WINE-Version, die speziell für Affinity angepasst wurde – und um einige Dinge erweitert wurde.
Die Installation ist simpel und besteht für dich nur noch aus Kopieren und Einfügen. Aber es findet im Terminal statt.
Um die Menschen bzw. Projekte zu nennen, denen wir das einfach zu installierende Affinity für Linux zu verdanken haben:
- James McDonell @ElementalWarrior
- Affinity WINE
- Affinity Linux Tut (die DIY Version für Debian)
- Und natürlich WINE selbst
Zur Vorbereitung solltest du die EXE-Installationsdateien von den gewünschten Affinity-Programmen im Downloads-Ordner bereithalten. Die gibt es auf der Affinity-Homepage in deinem Nutzerkonto. Übrigens: Linzenzen werden regelmäßig in Sales zum reduzierten Preis verkauft. Die „Alle Programme zusammen“ Lizenz gibt es manchmal auch unter 100€.
Für die Installation müssen einige Programme installiert werden:
- wine
- winetricks
- wget
- curl
- 7z
- tar
Die ersten beiden gehören zu WINE, also der „Emulation“ eines Windows-Systems für Linux. wget und curl sind Programme, mit denen u.a. Dateien aus dem Internet heruntergeladen werden. 7z und tar sind Packprogramme, die während der Installation verschiedene „zips“ entpacken.
Meine Empfehlung ist, diese bereits vorab zu installieren, das spart später vielleicht ein paar graue Haare.
Hinweis: Nachmachen auf eigene Gefahr. Du bist für dein System verantwortlich und was du im Terminal ausfühst. Ich oder irgendwer anders haftet nicht für Datenverlust oder sonstige Schäden am System, deinen Werken oder Reputationsverlust etc.
Installation der Programme und Abhängigkeiten
Pack einfach die folgenden Befehle in deinen Terminal, um alle Programme zu installieren, die für die Installation notwendig sind. Achte auf deine Distribution.
Debian / Ubuntu / Mint / Pop_OS:
sudo apt install wine winetricks wget curl 7zip tar
Fedora / RHEL / CentOS:
sudo dnf install wine winetricks wget curl p7zip tar
Arch / EndeavourOS / Manjaro:
sudo pacman -S wine winetricks wget curl p7zip tar
Sind die Programme installiert, kannst du mit den Befehlen (aus diesem Projekt) eine Skript-Datei im Terminal herunterladen, bei der die Installations- und Konfigurationsanweisungen für die einzelnen Affinity-Programme nacheinander abgearbeitet werden.
Die folgenden Befehle sind von der Projektseite übernommen.
Affinity Photo unter Linux installieren
bash -c "$(curl -s https://raw.githubusercontent.com/ryzendew/AffinityOnLinux/refs/heads/main/AffinityScripts/AffinityPhoto.sh)"
Affinity Designer unter Linux installieren
bash -c "$(curl -s https://raw.githubusercontent.com/ryzendew/AffinityOnLinux/refs/heads/main/AffinityScripts/AffinityDesigner.sh)"
Affinity Publisher unter Linux installieren
bash -c "$(curl -s https://raw.githubusercontent.com/ryzendew/AffinityOnLinux/refs/heads/main/AffinityScripts/AffinityPublisher.sh)"
Wenn du lieber Schritt für Schritt selbst eingibst, dann findest du die Anleitung dazu hier.
Erklärung der Skripte
Die drei Skripte sind gleich aufgebaut. Erst wird überprüft, ob die oben genannten Programme (winetricks etc) installiert sind, dann konfiguriert es wine
, installiert Schriften, notwendige Basisprogramme wie .Net
(„Dot Net“) von Microsoft. Dann ist die passende Installations-EXE-Datei von Affinity in den Ordner ~/.AffinityLinux
zu kopieren.
Wo ist der Ordner?
Es handelt sich bei .AffinityLinux um einen versteckten Ordner in deinem Home-Bereich, also dem Hauptordner, in dem meist auch Downloads, Musik etc. zu finden sind.
Der Punkt vor dem Ordnernamen zeigt, dass der Ordner versteckt ist. Du kannst diese i.d.R. mit der Tastenkombination STRG+H einblenden.
Alternativ kannst du versteckte Dateien und Ordner in den Einstellungen deines File-Managers anzeigen lassen.
Wenn du gern im Terminal bleiben möchtest: Öffne einen weiteren Terminal. Benutze den Befehl cp ~/Downloads/affinity-publisher-msi-2.5.7.exe ~/.AffinityLinux
, um den (momentan aktuellen) Installer der Version 2.5.7 vom Downloads-Ordner in den für die Installation korrekten Ordner zu legen. Spätere Versionen werden anders benannt sein, daher immer obacht.
Nun die Installation im Terminal mit einer „beliebigen Taste“ fortsetzen. Die Vorarbeit ist getan. Die Installation wird jetztt wie unter Windows in einem extra Fenster starten. Danach bist du bist fertig.
Nach der Installation von Affinity hing bei mir das Terminal mit den Befehlen bei den Danksagungen. Beende das einfach mit STRG+C und schließe den Terminal.
Fertig. 🙂
Hinweis: Der erste Programmstart ist etwas hakelig, beim zweiten Male geht es schneller.
Viel Spaß mit Affinity unter Linux! 🙂
Wie geil ist denn das Projekt? Danke für’s Teilen. Ich nutze seit einigen Monaten GIMP, hatte von V3 viel erhofft, aber vermisse mein Affinity. Tatsächlich die einzige Software, für die ich aktuell noch Win11 installiert habe. Das probiere ich am Wochenende gleich mal aus.
schöne Anleitung. Leider schlägt er bei mir fehl kurz nachdem ich die .exe Datei in den Ordner gepackt habe und contiinue bestätige.
wine: could not load ntdll.so
Danke für deinen netten Kommentar. 🙂
Debugging kann hier sicherlich nicht über die Kommentarsektion erfolgen. Am besten wirfst du das Fehlerbild einfach mal in eine Suchmaschine deiner Wahl und dann wird sich zeigen, warum WINE diese Fehlermeldung ausspuckt. Manchmal fehlt einfach nur ein Paket oder ein simpler Neustart.