Linux statt Windows 11 Teaserbild Phil Desforges Pexels

Windows 10 Support endet Oktober 2025. Wechsel zu Linux oder lieber nicht?

Windows 10 wird nach Oktober 2025 nicht mehr unterstützt. Konkret heißt das: Microsoft wird keine Updates mehr für das Betriebssystem bereitstellen. Keine neuen Features, keine Sicherheitsaktualisierungen. Für dich heißt das: Entweder Windows 11 oder doch zu Apple oder Linux wechseln. Eine Option solltest du auf keinen Fall wählen: Bei MS Windows 10 verharren. Du als kreativer Content Creator solltest dir nun gut überlegen, ob dein Weg zu Windows 11, macOS oder Linux geht. Hier findest du eine kleine Hilfestellung – so neutral es geht.

Windows 10 ist am Support Ende

Lange angekündigt – und im Oktober 2025 ist es dann so weit. Windows 10 ist am geplanten Ende angekommen. Es wird keine Updates mehr geben. Keine Verbesserungen für Windows selbst, keine Anti-Viren- und Anti-Malware für den MS Defender, keine neuen Treiber von Microsoft.

Das ereilt irgendwann jedes Betriebssystem. Zum Vergleich das jeweilige Ende der Vorgängerversionen:

  • Windows 8.1: 2023
  • Windows 8: 2016
  • Windows 7: 2020
  • Windows XP: 2014
  • Windows ME: 2003 bzw. 2006
  • Windows 98: 2006
  • Windows 95: 2001

So ganz grob gibt es also alle 5 Jahre eine neue Windows Version, außer die neue Version kommt nicht gut an. Räusper. Windows 8. Räusper. Win ME. Räusper.

Kosten für ein Windows Update

Windows ist oft vorinstalliert. Die Kosten sind dann im Gesamtpreis des Computers verrechnet. Kaufst du dir ein Update, das MS nicht wie damals von 7 auf 10 für Umme anbietet, werden je nach Kaufzeitpunkt mindestens 50€ fällig. So auch bei Win 11 – bei seriösen Key-Anbietern. Ist der Windows-Key günstiger, stammt er wahrscheinlich aus einem Key-Generator einer Firma mit Sitz außerhalb der Reichweite unserer Justiz. Offiziell kostet eine Windows 11 Lizenz mehr.

Windows 11 GUI
Windwos 11 GUI, (C) microsoft

macOS oder nicht?

Die Alternative schlechthin wäre Apples macOS. 

Das gibt es aber nur, wenn du einen Computer von Apple kaufst. Dafür sind macOS-Updates kostenlos, falls es mal eine neue Major-Version ansteht und dein Computer neu genug ist. Ganz frob versorgt Apple die Computer zwischen 5 und 9 Jahren mit Updates. Der günstigste Apple-Computer (neu) ist aktuell ein Mac Mini für 699 Euro – Bildschirm, Tastatur, Maus und evtl Kopfhörer/Lautsprecher oben drauf. Allerdings ist die Festplatte dann eher klein. Und Austauschen von Teilen im Inneren ist kaum möglich. Ein Laptop von Apple kostet dann gleich mal mehr.

Für Bastler existieren Hackintoshs, für die breite Masse ist das aber eher nichts, denn es ist aufwändiger (für mich) als Arch zu installieren. Abgesehen davon ist macOS auf Nicht-Apple-Hardware etwas wählerischer. Es gibt tolle Setups, allerdings sollten die von vornherein durchgeplant sein – oder zufällig passen.

Wer noch nie mit macOS gearbeitet hat, muss sich von Windows umgewöhnen. Wie auch bei Linux.

Ist Windows 11 schlecht?

Was stört die meisten an Windows 11, dass sie nicht das kostenlose Update machen wollen?

Windows 11 hat mehrere Probleme Herausforderungen. In aller Kürze:

  • Ältere Hardware wird kategorisch ausgeschlossen (TPM 2 Chip ist ein Muss)
  • Leistung auf älteren Geräten ist mitunter mies
  • Datenschutz ist „nicht so gut“
  • kaum anpassbare Oberfläche
  • Funktionen von Win10 wurden entfernt
  • Zwang zum MS Konto
  • Secure Boot muss aktiv sein
  • Kompatibilität zu älterer Software mitunter schlecht

Einige Dinge lassen sich mit ein paar beherzten Eingriffen über PowerShell-Befehle ändern. Doch die wenigsten User wissen davon oder trauen sich ran. Außerdem werden Änderungen bei Updates mitunter einfach rückgängig gemacht. Auf dieses Gesamtpaket haben nur wenige Lust.

Nach Windows 10 kommt Windows 11, oder?

Windows ist und bleibt (bis auf Weiteres vermutlich) Platzhirsch.

Die allermeisten kennen Windows. Es war vorinstalliert. Es wird in Schulen und Hochschulen verwendet – Microsoft bietet günstige Lizenzen an. Vereine und NGOs verwenden Windows oder andere Produkte – Microsoft bietet günstige Lizenzen an. Firmen und Betriebe arbeiten damit. Kliniken, öffentliche Verwaltungen, kritische Infrastruktur – fast überall läuft selbstverständlich Windows. Für Firmen ist es günstig, massenhaft Windows-Lizenzen und mehr oder weniger passable Rechner einzukaufen. Selten gibt es hier Macs. Linux? Vielleicht vereinzelt.

Kreative Content Creator?

Es kommt darauf an.

Dem Klischee nach sitzen Kreative an Macs. Im Café im Schaufenster, in Bibliotheken, in Studios, CoWorking-Büros. Und klar sieht man da immer wieder Macs.

Warum?

Jahrelang hatten Apple Laptops Vorteile. Solide gebaut, haltbar, gute Akkulaufzeit, gute Programmunterstützung, tolle Touchpads, tolle Displays. Mit den Silicon-Macs (M1 etc) ist das wieder flächendeckend der Fall. Allerdings schläft der Markt nicht und andere Hersteller ziehen nach. Intel, AMD und Snapdragon bauen (wieder) tolle Prozessoren, die viel Leistung bei wenig Akkuverbrauch liefern. Und schaut man in der gleichen Preisregion, dann sind die Unterschiede von Apple zu anderen Herstellern wieder sehr klein bis nicht existent. 

Wirklich brauchbare Zahlen über die Verbreitung von macOS vs. Windows unter Content Creators gibt es aber nicht. Gefühlt hält es sich die Waage, allerdings scheinen Macs unter Kreativen verbreiteter zu sein, als Windows. 

Linux hingegen ist ein relativ neuer Player. Das System hat sich in den letzten 10 Jahren so richtig gemausert und seit „Gaming unter Linux“ immer beliebter wird, steigt auch die Verbreitung am Desktop schneller. Linux ist jetzt in der Verbreitung da, wo macOS ca. Anfang 2010 war. Und es wächst weiter.

fedora design suite
Fedora mit Gnome Desktop | Screenshot: Linux-Content.org, CC-BY-SA

Linux statt Windows 11? Was ist dran am Medienhype?

Pünktlich zu jedem Ende einer Windows-Version schreiben alle Medien über den Umstieg auf Linux. Es klickt sich eben immer wieder. Fast automatisch ist Linux DIE Alternative. War es zum Ende von Windows XP, war es zum Ende von Windows 7 und ist es jetzt zum Ende von Windows 10. Und sehr sicher wird es zum Ende von Windows 11 wieder so sein.

Doch was ist dran?

Kann Linux ein Windows ersetzen?

Ja und Nein. Es kommt darauf an, was du damit vor hast.

Linux statt Windows als Content Creator

Dass Linux alle Alltagsaufgaben eines „Otto-Normal-Users“ problemlos beherrscht, muss hoffentlich nicht mehr bewiesen werden. Internet surfen, Videos auf Youtube anschauen, Texte, E-Mails schreiben … das kann das freie Betriebssystem schon lange. 

Selbst die Gaming-Performance ist gut oder sogar besser mit Linux, passenden Treibern und Proton, als mit Windows. Nur bei den Multiplayer-Titeln hakt es noch aktuell, aber das hat andere Gründe und nichts mit mangelnder Performance zu tun.

In diesem Blog dreht es sich um Medienschaffende, also Content Creator, die am Computer kreative Dinge erschaffen oder Arbeiten drumherum erledigen. 

Wer hier liest, weiß, was Linux in Sachen Textediting, Videoschnitt, Audio- und Grafikbearbeitung oder 3D-Animation zu bieten hat. 

Und da sieht die Sache schon wieder etwas anders aus. Denn während Office und DAWs kein Problem sind, wird es bei NLEs, Grafik oder 3D-Animation schon etwas dünner.

Video Film Schnitt Screen NLE Timeline
Aufwändiger Videoschnitt geht auch mit Linux | (c) Unsplash, Axel Vazquez

Kann Linux alles?

Nein. (Können Windows oder macOS aber auch nicht. Daher: Immer locker durch die Hose atmen.)

Also:

Du verwendest DaVinci Resolve und Blender? Go for it. Du benutzt wie der Influencer LeFloid schon immer GIMP als Grafikprogramm? Worauf wartest du noch? Da ist die Performance unter Linux sogar noch besser.

Doch was ist, wenn du an andere Programme gebunden bist. Und damit meine ich wirklich gebunden und nicht „keine echte Notwendigkeit und nur zu faul etwas Neues zu lernen“.

Du MUSST eine bestimmte DAW oder Plugins im Audiobereich nutzen, weil du in bestimmten Formaten Projekte abgeben und empfangen musst? Etwa Magix Sequoia, Steinberg Nuendo, Apple Logic Pro X oder Avid Pro Tools? Dann ist Windows dein System der Wahl. Oder macOS.

Du MUSST mit Adobe Premiere oder Apple Final Cut Pro X arbeiten? Dann führt kein Weg an Windows oder macOS vorbei.

Was ist mit Affinity Photo, Designer und Publisher oder Adobe Photoshop, Illustrator, After Effects und Premiere? 

Es gibt Alternativen, teilweise richtig gute, aber wenn es hart auf hart kommt oder Adobe-Projekte ausgetauscht werden, bei denen essentielle Funktionen vorhanden sein müssen, die eben nur ein Produkt von Adobe lesen und korrekt interpretieren kann, dann ist das eben leider so. So pragmatisch muss man dann sein. 

Etliche Content Creator sagen sich effekthascherisch auf den Social Media Plattformen von Adobe los – aber auf GIMP steigt kein Photoshop-User um. Eher auf Affinity Photo. Die gibt es zwar nicht offiziell für Linux, mit einem passenden Skript und WINE geht es aber erschreckend einfach zu installieren. Sonst heißt es aber auch da: Windows oder macOS nutzen. Gerade, wenn es um wichtige Updates geht, wird es mitunter kniffelig.

Du musst also entscheiden, was dir die Freiheit von Microsoft oder Apple wert ist. Gerade, jetzt, wo große US-Firmen (Microsoft, Apple, Meta, Google/Alphabet) anscheinend sehr regierungshörig sind. Linux sammelt zumindest keine Daten und ist nicht von einer Firma abhängig.

Allerdings muss es eben „dein“ Programm geben. Oder eine gute Alternative. Noch mehr, wenn du damit dein Geld verdienst und nicht „nebenbei“ dich stundenlang umgewöhnen kannst.

Krita
Malen mit Krita auf Linux, (c) krita.org

Gründe gegen Linux

Die meisten Gründe, die ich bei Reddit und Co lese, sich nicht mit Linux zu beschäftigen sind:

  • Unwissen, was geht und was nicht (Hörensagen ist kein guter Ratgeber!)
  • Bequemlichkeit, etwas Neues zu probieren
  • Fehltritte bei der ersten Benutzung und daraus folgende Verallgemeinerungen

Ja, Linux Distributionen sind nicht alle einfach zu nutzen. Der größte Nachteil ist vermutlich, dass es nicht wie macOS oder Windows vorinstalliert ist. Ein Betriebssystem zu installieren verlangt von vielen viel ab. Klar, wer zum drölfzigsten Mal Windows oder Linux in der Bastelwut zerschossen hat, hat darin Übung. IT’ler lächeln über „ISO auf USB-Stick und davon starten/installieren“. 

Ich brauche für die Installation und Einrichtung von Null meines Debian-Systems maximal eine Stunde – ohne Backups. (Hackerman!!!!111elf) Windows und macOS verlangen mir da mehr ab.

Linux installieren können nicht alle. Und das wollen auch nicht alle. Und das ist okay.

Daher finde ich den Ansatz von Asahi auf Macs klasse: Befehl ins Terminal kopieren und Anweisungen folgen. Das fühlt sich weniger kompliziert an als der herkömmliche Weg mit booten vom USB-Stick. Da muss Linux noch etwas nachbessern, gerade für Umsteiger.

Auf der anderen Seite möchte Linux auch nicht zwingend ein Betriebssystem für Menschen ohne Digitalkompetenz. Denn anders als bei Windows oder macOS nimmt Linux dich nicht an die Hand oder verbietet dir, dein System zu zerschießen – auch wenn Ubuntu und Mint mittlerweile den in Foren beliebten Trollversuch „sudo rm -rf /“ Befehl bei der ersten Ausführung blockieren. 

Was also tun?

Es kommt drauf an.

Wenn dein System einfach kein Windows 11 installieren möchte und du auch keine Lust auf Gefrickel im PowerShell aka Windows Terminal aka cmd haben möchtest, keine Lust auf Datenschnüffelei hast, dann schau dir doch mal Linux an.

Zum Beispiel Linux Mint.

Hätte mir mal jemand gesagt, dass es 2025 leichter sein wird, ein Linux zu installieren und für eine Installation von Windows 11 auf älteren Systemen ein Terminal notwendig wird (etwa um die TPM- oder MS-Konto-Pflicht zu deaktivieren) – und für Linux nicht – hätte ich vermutlich müde lächelnd abgewunken.

So gut und effektiv Arbeit im Terminal ist: Es ist nicht mehr notwendig für Linux. Es bleibt optional für etliche Aufgaben aber eine sehr schnelle Lösung.

Linux Mint Desktop
Linux Mint Desktop, CC-BY-SA

Das solltest du jetzt tun

Mein Tipp: Bis Oktober noch Zeit.

Hol dir eine zweite Festplatte für ein paar Euro, oder krame eine alte raus, oder mach 50-100GB für eine Partition frei, such dir im Internet eine Anleitung zur Installation von Linux Mint, mach ein Backup vom jetzigen System, und probiere es einfach mal aus. 

Und halte dich erstmal fern von allen, die dir andere Distributionen empfehlen wollen. 

Arch, Manjaro, Fedora, Ubuntu und Co – mögen alle ihre Berechtigung haben (oder auch nicht), für den Anfang (und das Profidasein) ist Mint eine exzellente Wahl. 

Wechseln kannst du später immer noch. Is‘ ja kein Windows oder macOS. 😉

Claudius ist freier Autor zu Themen wie IT, Linux und Audio und bloggt hier aus eigener Erfahrung herum. Daily Driver und Kreativsystem ist aktuell Debian Sid.
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Ziggy

Ich habe seit Jahren Linux parallel getestet. Fedora, Debian, Ubuntu, CentOS, PopOS, Mint … keines hat mir bisher zugesagt im Alltag. Ich habe Gnome, KDE, Cinnamon und XFCE ausprobiert. Gnome und Cinnamon sind meine Favoriten. Mein Favorit war Mint, die anderen waren im Mittelfeld, Ubuntu hatte Probleme verursacht, die ich nicht lösen konnte.
Die Linux community ist echt toll und hilfsbereit. Vor allem kann man selbst an allem herumschrauben. Auto mittels Youtube Hilfe reparieren. Das macht Spaß und bindet an das System. Allerdings fehlen mir ein gutes CAD und Premiere. Affinity bekam ich ans Laufen mittels wine. Premiere nicht, DaVinci nützt mir nichts, da ich ans Premiere-Projektformat gebunden bin.
Und so stecke ich immer wieder in Windows fest und bin zu faul, immer wieder Linux zu starten.
Vielleicht kommt irgendwann mal der Tag. Bisher hat es mich nicht überzeugt und Windows 11 ist echt ganz gut, wenn es per Registry-Hacking etwas angepasst wurde.

Alfred Q.

Linux wäre eine Alternative, wenn GIMP nicht so schlecht wäre. Ich habe es lange mit Affinity und WINE probiert, es kam immer irgendwann zu Fehlern. Photopea hat mir nicht genug Funktionen. Sonst könnte ich direkt auf Linux umsteigen. Gaming ist wunderbar, CS2 hat top Performance mit nvidia non-free Treibern, Office klappt. Nur Grafik ist mit Krita/GIMP/Photopea einfach Mist.

Liegeradler
Reply to  Alfred Q.

>Linux wäre eine Alternative, wenn GIMP nicht so schlecht wäre.

Das Problem hatte ich auch. Die Lösung: ich benutze die Win-Version von PhotoLine über WINE. PhotoLine (www.pl32.de) läuft damit ohne Probleme, es ist spottbillig und die Entwickler sitzen in Bayern…

Liegeradler

Ich arbeite seit gut 10 Jahren mit Ubuntu-PCs. Im Alltag vermisse ich nichts.
Ausnahme: Zum Thema Diaschau und Präsentation habe ich bei Linux leider nicht gefunden, was der macOS-Software „PhotoMagico“ nur ansatzweise das Wasser reichen kann. Da muss ich zum Mac Mini greifen, um das einzusetzen…

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