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Linux auf Macbook Air M2: ein Erfahrungsbericht

Apple baut tolle Laptops! Das heißt aber nicht, dass alles daran oder die Firma dahinter toll sind, sondern lediglich, dass die Qualität in Auswahl der Teile und Verarbeitung ganz oben mitspielen. Nur die Preise sind teils sehr frech. Wer bereit ist, das zu zahlen, bekommt ein sehr gutes System, das tendenziell lange im Alltag begleiten kann. Doch Apple Laptops haben noch ein Problem: macOS. Die Lösung: Linux auf das Macbook Air mit M2 Chip installieren?

Linux auf dem Silicon-Mac?

Apple-Computern haftet seit Jahren an, sie seien etwas Besonderes. Schaut man genauer hin, sind es aber ganz normale Computer. Es sind jedoch Teile verbaut, die die Nutzung mit anderen Betriebssystemen schwer(er) machen. Etwa, weil keine Treiber existieren oder Apple die Entwicklung von Dritten durch Restriktionen behindert.

Bisher war es so: Apple-Computer mit Intel-Chips laufen problemlos mit Linux. Oder Windows. Das hat sich 2019 (wieder einmal) geändert.

Achtung: ARM Architektur

Es ist noch gar nicht so lange her, da hat Apple von PowerPC auf x86 und später amd64 Architektur umgestellt. Damals bin ich von Windows XP komplett auf MacOS 9 bzw. direkt X gewechselt. Verbaut wurden Intel-CPUs und manchmal dedizierte Grafikkarten von nVidia oder AMD. Das hat sich 2019 mit der Einführung der sog. Silicon-Chips wieder geändert. Die mit einem M benannten Chips (M1, M1 Pro, M1 Max, M2 etc.) basieren grundlegend auf der ARM-Architektur, die Bekanntheit durch „Bastelcomputer“ wie Arduino oder Raspberry Pi erlangte. Die Grundmodelle mit M-Chip sind passiv gekühlt und verbrauchen sehr wenig Strom bei recht hoher Leistung.

Apple legt in der Silicon-APU nicht nur CPU und GPU nah zueinander, sondern auch den RAM – und ermöglicht so schnellere Zugriffszeiten auf die Hardware untereinander. Dazu kommt eine kluge Nutzung auf Softwareseite, dass mittlerweile sehr schmale 8 GB RAM selbst für aufwändige Programme wie Videoschnitt oder Audioschnitt reichen. Mehr bringt tendenziell auch mehr, mit 8 GB braucht man in der Windows- oder Linux-Welt mit x86_64 Architektur eigentlich nichts groß anfangen. Auf dem Macbook Air M2 reicht es mit macOS tatsächlich für all meine Tests ruckelfrei aus. Durch die Konstruktion in einem Chip verhindert Apple aber auch das Erweitern der Bauteile sehr effektiv. Nicht einmal die Festplatte lässt sich problemlos tauschen. Das verkauft der Hersteller wie gewohnt für Mondpreise.

Macbook Air Tastatur
Macbook Air Tastatur, fast (m)ein Traumlayout, CC-BY-SA

Mit der neuen Architektur gab es auch erst einmal keine Linux-Lösung mehr für die Computer. Bis das Asahi-Team eine erste Variante mit einem angepassten Kernel auf Arch-Basis vorstellte. Diese wurde später vom Fedora-Team unterstützt und ist nun ein inoffizieller Fedora-Spin geworden.

Auch wenn laut Homepage nicht alles funktioniert: Für mich war es genug, dass ich es im Alltag testen wollte, da ich mit meinem alten Thinkpad T470s immer wieder an die Grenzen komme. Also habe ich mir ein M2 Macbook Air in der Grundausstattung mit 8 GB RAM und 256 GB NVME Festplatte gebraucht organisiert – wohlgemerkt kann hier nichts (!) ohne großen Aufwand ausgetauscht werden und der Anschaffungspreis ist (neu) deutlich über 1000€.

Asahi Linux auf Apple Macbook Air M2 installieren

Ich war verwundert, wie einfach die Installation von Asahi Linux auf dem Macbook Air M2 doch ist. Ich musste nicht einmal ein ISO herunterladen und vom USB-Stick starten. Das geht auf den „Silicon-Systemen“ auch gar nicht, bzw. nur unter sehr sehr großem Aufwand. Es war ein (!) simpler Befehl im Terminal, der 1:1 von der Projektseite kopiert wird. Der Quellcode ist auf der GitHub-Seite einsehbar.

curl https://alx.sh | sh

Es handelt sich dabei also um ein Installationsskript, das sich im Terminal selbst durch die verschiedenen Punkte arbeitet. Ab und zu musste ich etwas bestätigten, außerdem auswählen, wie groß die Festplatte werden soll. Dann werden die Daten automatisch geladen. Anschließend im Recovery-Modus neu gestartet (Mac komplett ausschalten, dann Power-Knopf lange gedrückt halten und die Asahi-Boot-Option wählen) und alles mit ein paar Bestätigungen fertig installieren. Während der Installation kann dann noch zwischen KDE, Gnome und Minimal/Server-Variante gewählt werden.

Ich kann nur sagen: Das funktionierte alles einwandfrei. Es hat an keiner Stelle gehakelt, auch wenn sicherlich die mehr oder weniger manuelle Platzzuweisung im Terminal sicher nicht für alle gemacht ist. Da Asahi aktuell aber eher eine Machbarkeitsstudie für Enthusiasten ist, ist das völlig in Ordnung. Das Skript wollte an verschiedenen Stellen noch Bestätigungen haben, nach etwa 20 Minuten war Asahi dann installiert.

Macbook Air Festplattenaufteilung
Die 50:50 aufgeteilte Festplatte, CC-BY-SA

Asahi Linux im Alltag: funktioniert alles auf dem Macbook Air M2?

Kurz: Nein.

Lang: Das Asahi-Team schreibt bereits auf der Homepage, dass nicht Alles funktioniert (Stand 01/24). Kein Wunder, denn Apple hilft nicht beim Nachbau der Treiber bzw. Firmware.

Auffällig ist, dass das Macbook Air M2 eigentlich ab dem ersten Start direkt nach der Installation wie ein normales Fedora Linux wirkt. Bei mir funktionierte der USB-C Hub nicht mit externen Bildschirmen, nur als USB- und Ethernet-Hub. Das Mikro funktioniert ebenfalls nicht. Dafür aber die Speaker in gewohnt toller Apple-Qualität (oh was vermisse ich den tollen Klang bei meinem Thinkpad) und alle Multimediatasten. Trackpad und Kopfhörerbuchse gehen auch. WIFI (6) und Bluetooth (5) funktionieren auch einwandfrei. Auch die Webcam geht. Videotelefonie mit Headset ist also möglich.ann hört die andere Person obendrein das anstrengende Getippe nicht.

Das alles ist laut Asahi-Team bei den Modellen mit M1 und M2 Chip identisch. Und zwar bei MB Air, MB Pro, Mac Mini, Mac Studio und iMac. Amazing.

Zwischendurch hing vereinzelt die Maus fest und das System fror ein. Dann kam aus den Speakern ein weißes Rauschen gemischt mit einem Bilderbuch-Netzbrummen für ein paar Sekunden. Wie ein kurzer Fehler in der Matrix. Wenn ich im Gnome die Systemeinstellungen in den Schnelleinstellungen änderte, hing das gesamte System für 2 Sekunden fest. Gerade beim Einschalten von BT oder WLAN.

Da es unter Linux die meisten Programme auch für ARM-Architektur gibt, konnte ich hier keine Probleme feststellen. LibreOffice funktionierte ebenso normal wie auch Firefox oder Thunderbird. Auch Ardour und Reaper haben einen guten ARM-Support. Ich hätte hier gar keine Bedenken.

Nur das Fractional Scaling wollte sich nicht einschalten lassen. So war ich entweder auf 100% oder 200% festgelegt. Das eine ist für den Alltag auf 13″ zu klein. Das andere lässt mir gefühlt nicht genug Platz zum Arbeiten. Schon gar nicht im Split-Screen.

Und ein großes NoGo: Die Aussparung für die Webcam am oberen Rand erzeugt über die gesamte Breite einen schwarzen Balken und das Gnome-Panel geht erst darunter los. Sprich: 5% vom Bildschirm sind nicht nutzbar.

Die Deinstallation war trotz Anleitung von Asahi nicht ohne weiteres möglich. Es kam immer eine Fehlermeldung, dann ein Abbruch. Sicherlich hätte hier ein wenig Terminalarbeit Abhilfe geschafft. Das war mir in der Situation aber zu viel, da ich auf macOS eh keine Daten abgelegt hatte und damit die Festplatte im Recovery komplett platt machen konnte. Also: Plattgemacht und Laptop wieder verkauft.

Fazit

Für den Erstkontakt mit Linux ist Asahi Linux auf dem Macbook Air M2 meiner Meinung nach Nichts.

Wer basteln und frickeln möchte, kann sich hier austoben. Als Alltags-System taugt Asahi meiner Meinung nach (noch) nicht. Ein Mikrofon ohne angestecktes Headset ist mir wichtig. Auch externe Bildschirme sind für mich essentiell, wenn ich stationär arbeite. Die Ruckler zwischendrin und merkwürdigen Geräusche aus den Speakern waren ebenfalls nicht gerade erfreulich.

Was ich aber bestätigen kann: Asahi auf Fedora-Basis flutscht und lässt sich sonst absolut flüssig bedienen. Snappy, würde man in Social Media vermutlich dazu sagen. Dagegen ist es auf anderen Systemen regelrecht behäbig.

Wenn du ohnehin so ein Gerät daheim stehen hast: Warum nicht ausprobieren?

Für mich bleibt weiter bestehen: Die Hardware fühlt sich weiterhin top an. Die akkulaufzeit bei gleichzeitiger Leistung habe ich bisher nirgendwo anders erlebt. Und das alles ohne nervige Lüfter.

Aber macOS? Nein, danke. Nicht, wenn ich nicht muss.

Tipp: Nimm dir lieber eine gute Linux-Distribution (ggf. Mint für Neulinge) oder eine Multimedia-Distribution, pack dir dein liebstes Desktop-Environment drauf und leg los.

Asahi trotzdem auf eigenes Risiko ausprobieren: Hier geht es zur Homepage.

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Claudius ist freier Autor zu Themen wie IT, Linux und Audio und bloggt hier aus eigener Erfahrung herum. Daily Driver und Kreativsystem ist Debian 12 Stable.
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