Hydrogen Drum Machine mit Linux, eine Silhouette eines Drummers von hinten

Hydrogen – virtueller Drumcomputer und Sequencer für Linux

Wenn einmal kein echter Mensch für echte Drums vorhanden ist, kannst du mit Hydrogen deine Drum-Tracks auf deiner DAW bzw. Heimstudio selbst einprogrammieren. Der freie Drumcomputer und Drum-Sequencer steht kostenlos zum Download für Linux, Windows und macOS zur Verfügung.

Hinweis: Text und Bilder stammen von Gastautor Christian Becker. Du willst selbst ein kreatives Programm vorstellen? Dann informiere dich hier.

Warum Hydrogen?

Wer bisher sein virtuelles Schlagzeug in Rosegarden, Musescore oder einem anderen MIDI-Programm notiert hat, sollte sich dennoch mal Hydrogen anschauen. Zwar können Drums dank der Soundfonts auch in den anderen Programmen richtig gut klingen, man ist aber immer auf Schlaginstrumente mit MIDI-Unterstütztung angewiesen.

In Hydrogen kann man sich aus verschiedenen Sets nach eigenen Wünschen das perfekte Set zusammenstellen. Die wahre Stärke spielt Hydrogen jedoch aus, wenn kompliziertere Rythmen mit vielen Instrumenten gefordert sind. Das braucht allerdings etwas Eingewöhnungszeit – doch am Ende auch nicht mehr als die Eingabe über ein Notensystem.

Das Interface: gewöhnungsbedürftig, aber praktisch

Die Eingabe erfolgt in eine Matrix. Standardmäßig befindet sich oben die Songmatrix. Jedes Quadrat stellt einen Takt dar, links vertikal angeordnet sind Plätze für Patterns.

Hydrogen Drum Sequencer GUI 1
Leeres Projekt in Hydrogen, CC-BY-SA

Voreingestellt sind 10 Stück, die aber nach belieben erweitert und umbenannt werden können – wichtig für die Übersicht. Unten links befindet sich der Patterneditor.

Je nach geladenem Drumset sind untereinander die Instrumente angeordnet. Rechts davon findet sich die Patternmatrix. Die Taktart kann frei eingestellt werden, voreingestellt ist IMMER 4/4 – auch, wenn man ein Pattern schon z.B. auf 6/8 umgestellt hat, bleiben die anderen auf 4/4. Bisher gibt es keine Möglichkeit, dies Projektweit festzulegen. Ebenfalls etwas gewöhnungbedürftig ist, dass immer auf Viertel runtergerechnet wird (also ein 6/8 Takt exakt wie ein 3/4 Takt angezeigt wird).

Das Programmieren eines Stücks funktioniert so: Man legt diverse Patterns an. Diese arrangiert man dann in der Songmatrix, indem man im gewünschten Takt auf das kleine Quadrat klickt, das sich hellblau färbt, sobald es aktiv ist.

Ein fertiges Stück ergibt dann ein Punktmuster wie hier – wie man sieht, wurden den Patterns Namen zur besseren Organisation gegeben:

Hydrogen Drum Sequencer GUI 2
Drums in Hydrogen, CC-BY-SA

Features

Schlagzeuge

Einige Schlagzeuge sind bei Hydrogen für Linux schon vorinstalliert. Weitere kann man selbst herunterladen oder über „Schlagzeuge“ → „Aus dem Internet herunterladen“ aus dem Repertoire der Hydrogen Website laden. Installierte Schlagzeuge wählt man über das Instrumenten-Panel unten rechts über den Reiter „Soundbibliothek“ aus.

Durch einen Klick auf das Dreieck neben dem Namen des Sets erhält man eine Auflistung aller enthaltener Schlaginstrumente. Durch Rechtsklick auf den Namen des Sets und „Laden“ wird es zum aktiven Schlagzeug.

Hydrogen bietet hier ein mächtiges Feature: Per Drag and Drop kann man aus jedem Set in der Soundbibliothek einzelne Instrumente in das aktive Set ziehen. Ihr wollt eine Double-Bassdrum, aber das Kit hat nur eine – einfach eine weitere, leicht anders klingende aus einem anderen rüberziehen, fertig. Ihr braucht unbedingt eine Conga im Metalset – dann holt sie euch aus einem Set mit Conga einfach rein.

Wer möchte, kann sich auch sein eigenes Set zusammenbauen. Wer nur ein kleines Jazz-Set aus Snare, Bassdrum und Ride braucht, kann sich so aufs Wesentliche konzentrieren. Für jedes Instrument eines Sets kann man zudem diverse Einstellungen vornehmen, um den Klang individuell anzupassen.

Hydrogen Drum Sample Editor
Der integrierte Sample Editor, (c) hydrogen-music.org

Zusammenspiel mit anderen Programmen

Hydrogen kann einzelne Patterns exportieren, um sie z.B. einfach in einem weiteren Hydrogen-Projekt zu verwenden. Gleiches gilt für modifizierte oder neu erstellte Schlagzeugsets.

Für das Arbeiten in einer DAW wie z.B. Ardour ist der Export aus Hydrogen in diversen Audioformaten (WAV, MP3, OGG, AIFF, FLAC), Sampleraten und Bittiefen möglich – sowohl als Ganzes als auch jede Spur einzeln. So kann man in der DAW jedes Instrument für sich bearbeiten.

Export als MIDI- und LilyPond-Datei wird ebenfalls unterstützt. Allerdings hängt das Resultat davon ab, ob und wie die Instrumente des Sets mit den MIDI-Entsprechungen verknüpft sind. Beim Standard-Set (GMRockKit) klappt das sehr gut.

Hydrogen Installation Linux Terminal
Installation von Hydrogen über Linux Terminal in Debian (Testing), CC-BY-SA

Installation von Hydrogen auf einem Linux-System

Hydrogen findet sich in den Paketquellen der meisten Distributionen. Eine Übersicht bietet Repology.

Die Installation erfolgt über das Software Center oder im Terminal über den Befehl sudo apt install hydrogen (Debian, Ubuntu, Mint, Pop_OS) oder sudo dnf install hydrogen (Fedora) oder sudo pacman -S hydrogen (Arch, Manjaro) – oder wie auch immer der Paketmanager deiner Distribution heißt.

Sollte eure Distribution nicht dabei sein, kann Hydrogen aus dem Quellcode selbst gebaut werden.

Fazit

Hydrogen für Linux ist ein sehr umfangreicher virtueller Drumcomputer, der es sowohl Anfängern und Gelegenheitsnutzern, die schnell einen Beat programmieren wollen. Aber auch anspruchsvolleren Anwendern, die ihrer Kreativität am Schlagzeug freien Lauf lassen möchten.

Diese kurze Vorstellung hier kann nicht alle Möglichkeiten, die Hydrogen bietet, auflisten. Dazu verweise ich auf die meist englische Dokumentationseite des Projekts mit Handbuch, Tutorials und Videos.

Viel Spaß beim Ausprobieren.

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DjHT

Mensch hier geht es ja Schlag auf Schlag mit spannenden Artikeln. Toll, was Linux alles zu bieten hat, von dem ich trotz jahrelanger Erfahrung bisher nichts wusste. Hydrogen sieht ein bischn oll aus, aber durchaus brauchbar. Drums sind immer schon so eine Sache mit Linux.
Daher danke für diesen Blog!

claudius
Reply to  DjHT

Danke! 🙂

MarKre72

Kann man Hydrogen auch in Verbindung mit eDrums einsetzen, um so die in den Modulen der eDrums mitgelieferten Sounds zu ersetzen (ähnlich wie EZ Drummer)? Übrigens cooler Beitrag!

claudius
Reply to  MarKre72

Prinzipiell müsste das gehen. Du kannst ja über JACK deine MIDI Hardware ansprechen und aus Hydrogen die Daten schicken.

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