Linux Mint oder Fedora installieren und einrichten für Content Creator

Linux. Das ist doch für Hacker und IT-Nerds? Nein. Nicht mehr. Linux ist im Alltag angekommen und überzeugt täglich mehr Menschen, denen die digitale Unabhängigkeit eben nicht ganz egal ist. Denn tatsächlich geht damit fast alles, das auch mit Windows oder macOS geht. Vielleicht auf anderen Wegen, mit anderen Namen, manches mehr, manches weniger gut. Übrigens ist Linux Mint installieren leichter, als du denkst. Du musst dich nur trauen!

Hinweis: Du findest einige Abschnitte, die mit einem “(Profi-Wissen)” beschrieben sind. Die sind nur für User, die “etwas mehr” wissen wollen und gerne technisches Blabla lesen. Wie ich. 😉

Virtuelle Maschine: Ausprobieren

Kaufst du dir Klamotten, ohne sie vorher zu probieren? Kaufst du Programme, ohne sie vorher zu probieren? Warum solltest du also ein Betriebssystem nutzen, ohne es zu kennen?

Linux kannst du auf drei Wegen testen: – live vom USB Stick starten (ohne es zu installieren) – in einer Virtuellen Maschine (VM) – direkt installieren

Für die ersten Gehversuche würde ich immer Variante 2 empfehlen: Die Virtuelle Maschine, auch VM oder Virtualisierer genannt.

Es handelt sich dabei um ein Programm, das virtuelle Computer erstellt. Du brauchst also kein Zweitgerät, sondern kannst dein gewohntes System einfach weiter nutzen und probierst Linux einfach in der virtuellen Maschine aus. Das ist nicht so performant, wie es “bare metal” wäre, also direkt auf deiner Festplatte als eigenständiges System installiert. Dafür kannst du gefahrlos alles anklicken und probieren und beschädigst im Zweifel nicht gleich dein Arbeitssystem. Ein Datenverlust auf deinem Hauptsystem ist quasi ausgeschlossen. Hast du keine Lust mehr auf das System, löschst du es einfach aus der VM.

Für macOS empfehle ich UTM als Virtuelle Maschine. (-> Videoanleitung)

Für Windows steht Virtual Box zur Verfügung. (-> Videoanleitung)

Lege wie in der Videoanleitung gezeigt eine virtuelle Maschine an und starte sie.

Hinweis: Deine virtuelle Festplatte sollte mindestens 20GB groß sein, besser 50 oder mehr, damit du später nicht an Grenzen stößt.

Linux Mint Desktop
Linux Mint Desktop, CC-BY-SA

Übrigens: Hast du einmal Linux Mint oder Fedora installiert, brauchst du nicht mehr viel einrichten. Die Systeme sind good-to-go. Wenn du Audio-Dinge damit vor hast, schau dir trotzdem diesen Artikel nochmal an. Vor allem den Teil „Echtzeit-Audio“.

Linux Mint

Linux Mint ist aktuell das wohl eingängigste Linux-System für Neuankömmlinge. Es bietet in der Cinnamon-Oberfläche eine eher Windows-ähnliche Nutzungserfahrung. Dabei bringt Linux Mint alles für den Alltag mit, hat verschiedene Programme wie eine Office Suite vorinstalliert, Gaming mit Steam geht problemlos und es ist GIMP vorinstalliert. Natürlich kannst du dich damit auch mit der Installation von Affinity via WINE versuchen. Mint ist ein “Out of the Box” Linux. Installieren und nutzen. Lange Einrichtungsorgien sind nicht notwendig. Dabei macht Mint die optischen Anpassungen im Nachhinein besonders einfach. Außerdem braucht es vergleichsweise wenig Hardware und läuft auch auf älteren oder schwächeren Systemen problemlos.

Mint ist etwas behäbiger bei der Umsetzung, was Neuerungen angeht. Damit sind nicht Sicherheitsupdates gemeint, sondern Dinge, die in der Linux Welt in anderen Distributionen fast nach Erscheinen etabliert werden.

Linux Mint Herunterladen

Um Linux Mint in deiner VM auszuprobieren, brauchst du eine ISO-Datei. Es handelt sich dabei um ein Abbild einer DVD, nur als Datei – auch Disk Image genannt. Lade sie dir hier herunter. Gehe neben dem Bild in der Sektion “Cinnamon” auf Download und suche in der Liste unten einen deutschen Server als Quelle der ISO-Datei aus. Diese Datei legst du einfach als Installationsmedium in deinem VM-Programm wie eine Installations-DVD ein (ggf. siehe Videoanleitungen weiter oben) und startest die VM.

Linux Mint Installieren

Wähle im Startbildschirm die erste Option (Linux Mint starten/ausprobieren) oder warte ein paar Sekunden, damit diese sich automatisch startet.

Anschließend startet Linux Mint in die Live-Umgebung und damit den Desktop.

Aktuell hast du noch nichts installiert. Das Betriebssystem läuft nur innerhalb der Datei. Alle Änderungen, die du jetzt machst, sind nach dem Herunterfahren wieder weg. Die Installation in der VM startet mit einem Doppelklick auf “Install Linux Mint” und führt dich in wenigen Schritten durch die komplette Installation.

  1. Sprache der Installation auswählen
  2. Sprache der Tastatur auswählen
  3. Multimedia-Codecs installieren (anhaken)
  4. Festplatte löschen und Linux Mint installieren
  5. Optional: Bei “Erweiterte Funktionen” die Optionen LVM + Verschlüsselung aktivieren (für erste Schritte in einer VM nicht notwendig)
  6. Zeitzone “Berlin” auswählen
  7. Nutzerkonto + Passwort anlegen
  8. Installation abwarten
  9. Neustarten + Erkundung starten
  10. Keine Angst: Du veränderst Nichts an deinem Haupt-System. Nur hier in Mint in der VM. Ist die kaputt, installierst du sie einfach neu.
Fedora Desktop in der VM, CC-BY-SA

Fedora

Fedora ist weit verbreitet und wird schnell mit neuen Programmversionen versorgt. Es bringt standardmäßig die GNOME Desktop Umgebung mit, die in Optik und Teilen der Bedienung an macOS erinnert. Es bringt aber einen ganz eigenen Workflow mit. Hast du den einmal verinnerlicht, wird dir die Bedienung und Fensterverwaltung von macOS direkt altbacken und umständlich vorkommen. Auch bei Fedora sind die wichtigsten Programme vorinstalliert und du kannst direkt loslegen. Optische Änderungen sind durch GNOME etwas umständlicher, aber grundlegend möglich.

Fedora mit GNOME Desktop braucht etwas “mehr Hardware” als Cinnamon, ist dein System älter als 10 Jahre, solltest du vielleicht erst Mint mit Cinnamon ausprobieren.

Fedora Herunterladen

Um die ISO-Datei, also die virtuelle “Disk”, herunterzuladen, gehe einfach auf die Projektseite in den Downloadbereich und wähle das Pfeilsymbol bei x86_64. Die Bezeichnung ist der technische Ausdruck für die Prozessoren von Intel und AMD. Wer ein Apple mit M-Prozessor hat (M1, M2 etc) lädt bitte die ARM-Version daneben herunter, auch aarch64 genannt. Lege die Datei wie im VM-Video oben als Installationsquelle ein und starte deine VM.

Fedora Installieren

Wähle im Startbildschirm “Fedora Starten” oder “Ausprobieren” und warte, bis der Desktop vollständig geladen ist. Fedora bietet dir direkt an, das System zu installieren. Und die Installation ist bis auf einen Punkt noch einfacherer als die von Mint.

  1. Sprache Deutsch auswählen
  2. Bei System / Installationsziel klicken
    1. Festplatte auswählen
    2. Fertig (links oben)
  3. Installation abwarten + Neustarten + Ersteinrichtung starten
  4. Bei “Datenschutz” alles deaktivieren
  5. Drittanbieter Softwarequellen aktivieren
  6. Nutzer anlegen
  7. Fedora starten

Programme mit Linux Mint und Fedora installieren: Beispiel Blender

Dein System ist installiert? Es fehlt im Gesamtpaket das Programm, dass du so dringend brauchst? Kein Problem. Am Beispiel blender erkläre ich dir, wie du ein Programm installierst.

Beachte: blender ist eine umfangreiche und ressourcenhungrige Software. In einer VM ist die Performance meist eher schlecht als recht. Es ist nur ein Beispiel.

Du hast mehrere Möglichkeiten:

  1. Terminal + Paketmanager
  2. Software Store
  3. Flatpak (Terminal)
  4. Blender Homepage ZIP
Blender über Terminal (rechts) oder Gnome Software (links) installieren, CC-BY-SA

Blender im Terminal installieren (Linux Mint + Fedora)

Die Installation im Terminal wirkt beim ersten Mal fast schon archaisch. Es ist aber tatsächlich der schnellste Weg.

Der einzige Befehl, den du in LINUX MINT eingeben musst, ist: sudo apt install blender

Der Befehl setzt sich zusammen aus:

  • sudo = als Admin ausführen
  • apt = Paketmanager von Debian / Ubuntu / Mint
  • install = Befehl für apt, was es tun soll – blender = Programmname

Der einzige Befehl, den du in FEDORA LINUX eingeben musst, ist: sudo dnf install blender

Der Befehl setzt sich identisch zusammen, nur, dass statt apt der Paketmanager dnf zur Anwendung kommt.

Dann nochmals bestätigten, dass das Programm und alle Abhängigkeiten installiert werden und dann dem Balken zusehen. Der Windows- oder macOS-Weg mit dem Besuch einer Homepage, Herunterladen eines Installers, den Ausführen ist überflüssig. Voraussetzung ist, dass das Programm in den jeweiligen apt-Datenbanken der Distribution hinterlegt ist. Die allermeisten Linux-Programme sind fast überall hinterlegt.

Wenn du den Programmnamen nicht weißt, suche mit apt search NAME oder dnf search NAME nach dem Programm. „search“ ersetzt hier „install“. Beim Namen musst du ein wenig herumprobieren.

Blender im Software Store installieren (Linux Mint + Fedora)

Öffne deinen Software Store oder Gnome Software über den Startknopf (Mint) oder ein Druck auf die Windows/Super-Taste (Fedora) und die Testeingabe von “Software” (oder suche in der Übersicht das Programm mit dem Bild einer Einkaufstasche).

Tippe oben im Suchfeld “Blender” ein und klicke auf das passende Ergebnis. In Gnome muss die Siche über die Lupe oben rechts (oder STRG+F) erst aktiviert werden.

Achte bei Linux Mint bei der Paketquelle oben auf “Mint” (und nicht Flatpak) und drücke auf Installieren.

In Fedora ist es gleich. Drücke die Lupe, suche “blender”, wähle die richtige Paketquelle (nicht Flatpak) und drücke “installieren”. Fertig.

Blender als flatpak installieren (Linux Mint + Fedora)

Entweder installierst du blender auf identischem Weg im Software Store – nur mit der Auswahl “flathub” bzw. “flatpak” als Quelle. Alternativ installierst du es im Terminal mit dem Befehl

flatpak install org.blender.Blender

Der Befehl baut sich so auf:

  • flatpak = paketmanager mit Zugriff auf “flathub” als Quelle für alle Pakete
  • install = Befehl für den Paketmanager, was er genau tun soll
  • org.blender.Blender = ist der genaue Name des Pakets. Es reicht oft auch der Einzelname, etwa blender, dann würde die Nachfrage kommen, ob damit org.blender.Blender oder ein anderes Paket / Programm gemeint ist. Das ist nützlich, wenn du den genauen Namen nicht kennst.

Im Flatpak werden einige Abhängigkeiten mitinstalliert, die auf deinem System eventuell schon vorhanden sind. Diese müssen in der Flatpak-Umgebung aufgrund des Sandboxings noch einmal mitinstalliert werden, da Flatpaks und Programme, die über apt installiert wurden, die Kommunikation eingeschränkt ist. So werden Fehler vermieden.

Blender Installationsdatei von der Homepage herunterladen, Screenshot, CC-BY-SA

Blender von der Homepage installieren (Linux Mint + Fedora)

Es gibt noch einen vierten Weg. Der ist allerdings umständlicher, denn das Blender-Team bietet offiziell nur diesen und die installation im Ubuntu-Snap-Store an. Da hier allerdings kein Ubuntu installiert ist oder Snaps als Alternative zu Flatpaks in den Systemen vorinstalliert sind, fällt die Option ohnehin raus.

Gene auf https://www.blender.org zu Downloads und lade “Blender für Linux” herunter. 350 MB später befindet sich eine .tar.xz-Datei in deinem Downloads-Ordner. Es handelt sich dabei um eine verpackte Datei, wie auch ZIP oder RAR es wären. tar.xz. ist eine Open Source Möglichkeit – mit einem Rechtsklick und “Entpacken” wird alles entpackt. Ein Ordner mit allen Dateien von Blender befindet sich nun in deinem Downloads-Ordner. Du kannst Blender von da aus starten. Oder die Dateien auf deiner Festplatte in bestimmter Ordner verteilen. Das würde hier aber zu weit führen. Ich verweise dafür ans FAQ/Manual von Blender.

Nachteile dieser Methode:

  • Du bekommst nicht automatisch eine Startverknüpfung im Startmenü (Cinnamon) oder der App Übersicht (Gnome)
  • Aktualisieren des Programms geht nur über erneutes Herunterladen und Entpacken einer aktuellen tar.gz.-Datei.

Ich empfehle die Installation direkt aus den Paketquellen der jeweiligen Distribution. Zwar machen bei mir Flatpaks keine Probleme, es kann aber gerade bei Kreativprogrammen und Addons schnell dazu kommen, dass irgendwas nicht richtig funktioniert. Support vom Hersteller bekommst du in der Regel nur, wenn du die Variante installierst, die der Hersteller selbst ausliefert.

Die Linux-DAWs Ardour und Reaper machen die Installation etwas eleganter. Statt eines Ordners mit einem Haufen Dateien gibt es eine SH-Installationsdatei. Diese wird über einen Rechtsklick/Eigenschaften und einen Haken bei “als Programm ausführen” ausführbar gemacht und kann dann per Doppelklick gestartet werden. Es öffnet sich ein Terminal mit einer Installationsroutine und einer Reihe zu beantwortender Fragen. Aber dafür ist das Programm dann gut im System verteilt und ins Startmenü integriert. Updates gibt es trotzdem nur über das Herunterladen eines neuen Installers.

Adobe Creative Suite Linux Alternativen
Gibt es Alternativen zur Creative Cloud für Linux?, (c) wikimedia, adobe

Alternativen

Nicht alle Programme gibt es für Linux. Es gibt ja auch nicht alle Programme für Windows. Oder macOS.

Allerdings ist Linux bei etwa 4% aller Desktop-Systeme und spielt damit eine untergeordnete Rolle bei den Entwicklerfirmen. Zusätzlich sind Linux-User nicht dafür bekannt, besonders gern für Software zu zahlen.

Sehr schade. Denn so könnten sich mehr Entwicklerstudios finanzieren und Linux würde als Alternative in den Fokus rücken. Ich für meinen Teil spende in der Regel für meine genutzten Programme. Vielleicht machst du das auch?

Da es einige Programme nicht gibt, musst du auf eine Alternative zurückgreifen. Gerade in Sachen NLE für Videoschnitt, DAW für Audioschnitt oder Grafikeditoren ist die Auswahl etwas schmaler. Wenn sich dein Programm nicht wie die Affinity-Suite gut per WINE installieren lässt, dann musst du dich nach einer Alternative umschauen. GIMP und Krita sind (Stand 2025) die einzigen “Major-Grafikprogramme” für Linux.

Auch bei Gaming gibt es Abstriche, denn Anti-Cheat wird aktiv von den Entwicklern von Anti-Cheat für Linux blockiert. Denn es arbeitet auf Kernel-Ebene, das erlaubt Linux Programmen nicht, denn so könnte sich ganz schnell Schadsoftware einschleichen lassen oder der Schutz der Dateien und Prozesse wäre gefährdet. Zwar gibt es mit Proton/Steam eine riesige Menge von Spielen, Multiplayer-Boliden wie Valorant, Call of Duty, Battlefield, Fortnite oder Overwatch aber eben nicht. Dafür nahezu jedes Singleplayer-Spiel, etwa Cyberpunk 2077 oder nahezu jedes Strategie- bzw. Aufbauspiel und Adventures. Und Counterstrike 2. Aber das ist ja auch von Valve, die hinter Steam stecken.

Davinci Resolve auf Apple Laptop zwischen zwei weißen Lautsprecherboxen
Davinci Resolve gibt es auch für Linux, (c) Blackmagic

Linux ist immer Linux, aber … (Profi-Wissen)

Wichtig ist für weitere Schritte zu verstehen: Linux bleibt immer Linux. Egal, ob Fedora dran steht, oder Mint, oder Ubuntu, oder Arch oder Debian. Die Basis ist immer Linux, der Kernel. Das heißt auch, das alle Programme für “das eine Linux” auf auf dem “anderen Linux” funktionieren und 99,9% aller Befehle im Terminal gleich sind.

Es gibt aber auch ein paar feine Unterschiede, die so nicht direkt vom Kern “Linux” stammen, sondern von der Distribution und der damit einhergehenden Auswahl an Grundprogrammen kommen.

Distributionen (Profi-Wissen)

Das Gesamtpaket wird wie der Kernel auch oft nur Linux genannt. Das ist allerdings etwas ungenau. Ganz korrekt heißt es GNU/Linux.

Dinge wie Ubuntu, Mint oder Fedora sind Distributionen. Also ein Gesamtpaket aus Programmen, die letztendlich dein gesamtes Betriebssystem sind.

Würde man das auf die Apple-Welt übersetzen ist macOS die Distribution und Darwin der Kernel.

Für die Microsoft-Welt wäre Windows die Distribution und “Windows NT” der Kernel.

Mit dabei sind Grundprogramme auf Systemebene, ein Paketmanager, Alltagsprogramme wie ein Office, bei Multimedia Distributionen auch mal eine DAW, oft Grafikprogramme wie GIMP und eine grafische Desktop-Umgebung, das Desktop Environment.

Desktop Environment (Profi-Wissen)

Es handelt sich dabei um die Schnittstelle zu deinem System, die du siehst und deine Eingaben machst. Die Namen sind bei Linux etwas bedeutender als bei Windows oder macOS – denn es gibt mehr als eines zur Auswahl. Vermutlich hast du die Oberflächen von Microsoft (Windows Shell – je nach Win-Version auch Aero oder Metro genannt) oder Apple (Aqua) noch nicht einmal gehört.

Die wichtigen Namen für Linux sind:

  • Gnome – ähnelt macOS
  • KDE – ähnelt Windows
  • Cinnamon – ähnelt Windows
  • XFCE – ähnelt Windows, besonders verbrauchsarm

Und viele andere. Die komplette Übersicht bekommst du in diesem Artikel.

Die Wahl des Desktops ist in meinen Augen viel wichtiger als die der Distribution.

Bis auf kleine Ausnahmen funktionieren alle Distributionen unter der Haube quasi gleich. Über den Desktop als grafische Schnittstelle entscheidet sich aber, wie gut du mit dem System umgehen kannst. Wie schnell du ans Ziel kommst. Und am Ende auch, wie bequem sich die Nutzung anfühlt. Vor allem entscheidet, woran du dich über die Jahre gewöhnt hast.

Ich persönlich kann beispielsweise nicht gut mit XFCE arbeiten, weil es sich für mich einfach zu altbacken anfühlt. Mir passt Gnome am besten. Es nimmt sich selbst optisch zurück und zeigt mir wie macOS nur die wichtigen Sachen an – oben drauf kann ich aber nahezu alles anpassen, wenn ich es denn möchte. Für mich hat Gnome in Sachen Effektivität und Übersicht mittlerweile macOS überholt. Aber ich nutze auch gern Cinnamon, das sich auf nahezu jedem System flüssig bedient und ich auf keine Hürden im Alltag stoße, einfach, weil das Komplettpaket bei Mint stimmt.

Gnome 47 Desktop
Gnome 47 Desktop, CC-BY-SA, Hintergrundbild (C) unbekannt

Paketmanager und Dateiformate (Profi-Wissen)

Programme werden in Linux über einen Paketmanager installiert. Jede Distribution bringt einen eigenen mit. Distributionen, die aufeinander basieren, nutzen in der Regel den gleichen Paketmanager. Der ist aber nur interessant, wenn du deine Programme im Terminal installieren möchtest. Wenn du Gnome, KDE oder Cinnamon nutzt, hast du einen gut gefüllten App Store (“Software” bei Gnome und Cinnamon, “Discover” bei KDE) parat.

Viel genutzte Paketmanager sind:

  • apt – Debian, Ubuntu, Mint, PopOS
  • dnf – Fedora, Red Hat Enterprise, CentOS
  • pacman – Arch, EndeavourOS, Manjaro
  • zypper – Suse Enterprise, openSuse

Neben den Paketmanagern gibt es auch weitere Möglichkeiten, Programme zu installieren. Diese Befehle funktionieren distributionsübergreifend, haben jedoch eigene Vor- sowie Nachteile. Sie greifen nicht auf Systempakete zurück, sondern bringen ihre eigenen Abhängigkeiten mit. Also andere Programme, ohne die diese Programme nicht ausführbar sind.

Universelle Installationsformate:

  • flatpak (Apps in der Sandbox)
  • snap (nur bei Ubuntu)
  • appimage (Einzelne Datei zum Ausführen – alles ist drin)

Dann gibt es spezielle Installationsformate, über die auch Programme installiert werden können. Diese spielen nur mehr eine untergeordnete Rolle und werden nur noch für wenige Programme benötigt, die nicht über den Software Store oder den Paketmanager über den Terminal installiert werden können. Zum Beispiel liefert Brother so die Druckertreiber aus. Im Fall der Fälle musst du wissen, was deine Distribution liest. Hier ist die Ausnahme der Flexiblität: Da kochen Distributionen ihr eigenes Süppchen. So wie auch vom Mac verwendeten DMG-Dateien nicht von Windows gelesen werden können oder Windows’ EXE-Dateien von Macs.

Bekannte Installationsformate:

  • deb – Debian, Ubuntu, Mint, PopOs
  • rpm – Fedora, Red Hat Enterprise, CentOS
  • pkg – Arch, Manjaro, Endeavour

Firma dahinter? (Profi-Wissen)

Es gibt viele Grabenkämpfe in der Linux-Welt. Wir könnten uns geschlossen um schöne Dinge kümmern, leider ist das aber ein Thema, das für viele in der Linux-Welt wichtig ist.

Einige Distributionen werden von der enthusiastischen Community entwickelt und verwaltet. Etwa Debian, Mint oder Arch.

Andere Distributionen haben eine Firma im Hintergrund, die über das Enterprise-Geschäftsmodell Geld verdienen. Also wie auch Microsoft oder Apple für Firmen das Betriebssystem mit besonderem Support bieten. Damit wird Geld in der IT verdient. Das ist grundlegend nicht verwerflich, wenn die Firma Entwicklungen für ihre Enterprise-Linuxe nicht der restlichen Linux-Welt vorhält. Denn Linux ist das wohl populärste Synonym für Open Source bzw. FOSS-Software. Und wenn Firmen daran versuchen zu rütteln und versuchen, die Welt ein wenig korrupter zu machen, finden das viele User doof.

Einige Firmen dahinter haben auch mehr als nur Linux im Programm, etwa IT-Infrastruktur. Zum Beispiel IBM, die hinter Red Hat stecken und in der US-IT eine große Rolle spielen und vor gar nicht so langer Zeit großer Feind von Open Source waren. Fedora ist ein Spezialfall, denn das wird von der Community auf Basis von Red Hat Enterprise Linux (RHEL) gestrickt und beide Distributionen begünstigen sich gegenseitig. Fedora gilt zudem als Testfeld für RHEL. Außerdem war IBM in den Schlagzeilen, weil sie nicht gut mit ihren Mitarbeiter:innen umging. Und da sind noch die KI-Pläne. Für viele bleibt ein fader Beigeschmack.

Andere Firmen stechen aktuell mit Entscheidungen für ihre Distribution hervor, die den Nutzern ein Stück Freiheit nehmen, in dem bestimmte Paketformate bevorzugt werden. So etwa Canonical (Firma hinter Ubuntu) mit dem Snap-Format, das stark präferiert wird und die Nutzung von Alternativen wie flatpak erschwert wird. Außerdem hatte Ubuntu die Software Amazon Lens vorinstalliert und in die Systemsuche integriert, was den Usern wegen Datenschutzbedenken sauer aufstieß. Canonical ist zudem nicht dafür bekannt, auf seine User zu hören – als erste wirklich gut nutzbare Distribution ist das für Ubuntu natürlich sehr unschön.

Dies nur als kleiner, unvollständiger Exkurs.

Fedora 36 mit KDE Desktop, (CC-BY-SA) Discordpeople

Philosophie: FOSS oder nicht? (Profi-Wissen)

Linux bedeutet für viele digitale Freiheit.

Freiheit von Großkonzernen. Freiheit von dem Zwang zu bestimmten Programmen oder dem Mittragen von unschönen Entscheidungen.

Windows und macOS musst du nutzen, wie es vorgesetzt wird. Eine Firma bestimmt, wo es lang geht. Das kann gut gehen, oder auch nicht. Diese Firma hat finanzielle Interessen.

Linux ist Open Source bzw. FOSS. Also freie Software. Jeder Mensch kann prinzipiell mitmachen, er muss nicht „bei Linux“ angstellt sein. Der Code ist für alle zugänglich. Mit allen Vor- und Nachteilen. Ein hohes Gut in dieser kapitalistischen Welt, dass nicht der Ertrag an erster Stelle steht, sondern das Produkt.

Und das wollen viele in der Community bewahren.

Wichtig ist jedoch auch zu wissen: Es stecken hauptsächlich Konzerne hinter dem Code von Linux (z.B. Google, IBM, Intel, Microsoft, Samsung, Facebook). Und das, weil sie damit natürlich Geld verdienen wollen. Da aber “alle” großen Firmen mitarbeiten, kontrollieren die sich sehr stark gegenseitig, dass keine sich übervorteilen kann. Das – und die Kontrolle und parallele Entwicklung vom Linux Team plus Chef und Linux-Erfinder Linus Torvalds – reguliert sich so ganz gut selbst.

Und ganz wichtig: Linux bleibt am Ende freie Software. Alle können es einsehen und für eigene Zwecke verändern.

So gibt es die “Mainstream-Linuxe”, aber auch ganz kleine Projekte. Und Projekte, die sich komplett der FOSS-Philosophie verschrieben haben. Denn Programme und Treiber dürfen durchaus “unfrei” sein. Je nach Hardware-Hersteller gibt es auch manchmal keine Alternative. So sind manche WLAN- oder LTE-Modems in Laptops ohne unfreie Treiber quasi nicht einsatzbereit. Manchmal kann man diese austauschen, manchmal nicht. Das gleiche kann bei Fingerabdrucksensoren passieren, bei Mikrofontechnik, Webcams, Kartenlesegeräte, Grafikkarten und sogar Touchpads. Manchmal gibt es eine Open Source Alternative. Etwa die mesa-Treiber “Nouveau” als Alternative zu den unfreien Treibern von nVidia. Für den Alltag voll ok, für Gaming nicht.

Es ist manchmal (!) ein Trade-off.

Und du hast die Wahl.

Ich denke, wir sollten froh sein, dass es sie gibt.

Man stelle sich vor, wir hätten nur die Wahl zwischen zwei verschiedenen Übeln.

Fazit

Das war ein langer Post. Tut mir aber nicht Leid. 😉

Ich hoffe, du konntest Mint oder Fedora installieren, hast deine ersten Schritte schon gemacht und ein Programm deiner Wahl installiert.

Am Anfang ist geballtes Wissen immer viel.

Nach einiger Zeit wirst du dich wundern, warum du dir vorab so einen Kopf gemacht hast.

Übrigens machen geschätzt 99,9% aller Linux-Umsteiger in den ersten Tagen ihr System komplett kaputt und installieren es neu. Gerade, wenn du dich an schwierigere Linuxe wie Arch, Slackware oder Gentoo wagst. Irgendwann machst du keine Fehler mehr und es flutscht.

Und ganz ehrlich: Ich glaube, mit Mint oder Fedora passieren solche Totalausfälle quasi gar nicht mehr. Je weniger du am Anfang am Grundsystem änderst, umso weniger passiert. Wenn du es einfach “nur benutzt”, wie bei macOS oder Windows, dann könntest du zu den “0,01%” gehören, die niemals neu installieren müssen. Es ist aber auch nicht schlimm, wenn du die neue Freiheit einfach mal auf ihre Grenzen ausprobierst. 😉

Just Do it
Claudius ist freier Autor zu Themen wie IT, Linux und Audio und bloggt hier aus eigener Erfahrung herum. Daily Driver und Kreativsystem ist aktuell Debian Sid.
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Thorsten

Ich habe schon Linux Mint installiert auf einer zweiten Festplatte. Ich hatte mir alles mit englischen Anleitungen zusammengesucht und Chat GPT (mit Falschen Anweisungen). Nach Versuch 3 habe ich es dann geschafft. Und ich bin „@hotmail.com-Adressen“ alt.
Auf meine alten Tage, der die 1980er als jugendliches Kind mitbekam, und dann nur WIndows bis ca 2020 kannte, ist das wie ein Augenöffner.
Das ist das, was ich mir von allen neuen Windowsversoinen immer wieder gewünscht hatte und nie bekam. Vor allem sehe ich nicht ein, meinen ausreichend ausgestatteten PC auszutauschen, nur damit Windows 11 laufen wird. Ich hoffe, dass mein PC mir noch lange dient, auch wenn ich ihn 2014 selbst zusammengestellt habe, reicht er für mich mehr als aus. Ich spiele nicht, ich brauche eine Officeumgebung, Drucker und Browser.

Ich finde deinen Blog klasse. Hast du schon einmal überlegt, das an Magazine zu verkaufen?

Thierry

Toll, dass hier Mint und Fedora als Empfehlungen und Tests erläutert werden. Es ist nicht immer nur Ubuntu. Außerdem werden die datenschutzrechtlichen Aspekte erwähnt, die heute wichtiger sind als je zuvor.

Flaschenfeist

Wow, das sind mal ausführliche Artikel. Keine Affiliates zwischendrin, keine Produktplatzierungen, keine Werbung, einfach nur Inhalt. Nicht einmal Cookies werden gesetzt. So sollte Internet sein. Nun habe ich schon Fedora installiert und kann sagen, das ist kein Hexenwerk, auch nicht nach 10Jahre Mac. Für den Alltag reicht es mir völlig aus. Einzig meine Instrumentensammlung in Logic kann ich nicht ersetzen.

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