Es gibt viele Plug-ins für Linux. Aber nicht alle. Das gilt auch für Windows und macOS. Kein System hat alles. Linux hat traditionell aber noch weniger Angebot. Wenn du dich von einem geliebten VST-Plug-in in deiner Windows-DAW gar nicht trennen kannst, aber dennoch mit Linux musizieren und komponieren möchtest, dann kannst du einige Plug-ins trotzdem nutzen. Wie? Das erfährst du hier.
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Stand: 05/2025
WINE – Open-Source-Zauberei
Du kannst VST-Plug-ins, die eigentlich für Windows geschrieben sind, auch mit Linux nutzen. Das Zauberwort heißt WINE – ein Programm, dass Windows-Programme glauben lässt, sie würden auf Windows laufen. Du musst dafür Windows weder besitzen, noch komplett installieren. WINE muss für verschiedene Anwendungsgebiete unterschiedlich konfiguriert werden. Etwa braucht die Grafiksuite von Affinity andere Einstellungen als Videospiele.
Ein WINE-Ableger für Games ist Proton von Valve, der Firma hinter Steam, Dota, Counterstrike und anderen Titeln. Damit werdne Windows-Spiele direkt unter Linux aus Steam heraus nutzbar. Teils sogar mit besserer Performance als unter Linux selbst. Natürlich macht das Valve nicht aus Liebe zu den Usern, sondern aus kommerziellem Interesse. Mehr Endgeräte = mehr verkaufte Spiele. Und mit Steam Deck hat Valve auch eine Videospielkonsole amit einem Arch-Linux im Hintergrund im Programm. Trotzdem eine gute Sache, denn Valve hätte sich wie andere Firmen auch nicht für den Open-Source-Weg entscheiden müssen.
Lutris ist ein weiteres WINE-Programm. Mit dem lassen sich auch Videospiele, aber auch normale Desktop-Programme über eine grafische Oberfläche mit wenigen Handgriffen installieren und starten. Etwa Papyrus Autor oder Scrivener. Aber auch Windows-DAWs wie Ableton Live.
Es braucht diese Programme aber alle nicht. WINE funktioniert auf Basis der Kommandozeile, dem Terminal. Und das ist gar nicht so schwierig, wie du jetzt vielleicht noch denkst.

Windows-VST auf Linux installieren
Es gibt mehrere Möglichkeiten, Windows-VST auf Linux zu installieren. Die erfolgversprechendste Methode ist YaBridge. Eine andere, leider ältere und (aktuell wohl) nicht weiter entwickelte Möglichkeit ist LinVST. Und natürlich kannst du immer über Terminal und blankem WINE selbst alles händisch einrichten. Doch davon rate ich grundlegend ab. Nicht, weil es unmöglich wäre. Sondern, weil es mehr Zeit, Nerven und auch sich wiederholende Handarbeit kostet. Das hält dann vom Musizieren ab. Wenn du aber gerne frickelst: Go for it.
Hier wird es um den Weg mit YaBridge gehen.
Plug-ins für Windows gibt es in mehreren Dateitypen (die von YaBridge unterstützt werden):
- VST 2 / 2.4 heißen
.dll
- VST3 heißen .
vst
- CLAP heißen
.clap
Vorteil: Du kannst Windows-VSTs unter Linux nutzen.
Nachteil: Es funktionieren nicht alle Plug-ins.
Plug-ins, die über iLok oder andere Gängel-Dongle und Kopierschutzmechanismen „abgesichert“ sind, funktionieren idR. nicht. Auch die von iZotope, Waves oder D16 gehen nicht. Manchmal gehen auch nur bestimmte Funktionen nicht. Das unterscheidet sich von Plug-in zu Plug-in, auch innerhalb eines Herstellers. Deswegen immer mal vorher eine Suchmaschine bemühen oder in diese Liste schauen. Im Zweifel einfach mal selbst probieren.
Die über WINE „emulierten“ Plug-ins benötigen etwas mehr CPU-Power. Das fällt bei simplen und einzelnen Plug-ins kaum bis gar nicht ins Gewicht. Wenn du deine DAW aber z.B. mit dem U-HE Diva Soft-Synth fütterst, dürfte nach ein paar Instanzen je nach System schon Schicht bei dir sein. (Noch eher als ohnehin shcon bei der/dem hungrigen Diva)
Es gibt (gab?) wohl auch mit dem Cinnamon Desktop einige Herausforderungen. Hier musst du schauen, ob es bei dir (wieder?) funktioniert. Mit Gnome oder KDE bist du vermutlich auf der sicheren Seite. Aber die Ausnahme wird hier wohl auch die Regel bestätigen. Einfach mal machen.

YaBridge installieren
Los geht’s.
Wichtig vorab: Installiere es nicht als Flatpak, das funktioniert erfahrungsgemäß (gar)nicht.
Checke gleich mal, z.B. bei Repology, ob deine Distribution die aktuellste Variante bereit stellt. Im Falle von YaBridge haben es nur die User von Arch, Manjaro und NixOS einfach. Die können es einfach über den Paketmanager installieren. Bei Arch und Manjaro ist das beispielsweise sudo pacman -S yabridge
.
Fedora-User installieren YaBridge über COPR mit den Befehlen sudo dnf copr enable patrickl/yabridge
und sudo dnf install yabridge --refresh
.
Alle anderen mit Debian, Mint, Ubuntu, openSuse und Co holen sich die aktuellste Version von GitHub bei Releases und folgen der Anleitung. In aller Kürze fasse ich sie (ohne Gewähr) hier zusammen.
- Archiv entpacken nach
~/.local/share
(yabridge-Ordner kommt von selbst)- Optional schneller im Terminal:
tar -C ~/.local/share -xavf yabridge-x.y.z.tar.gz
- Optional: Um yabridge später per yabridgectl-Befehl im Terminal zu starten, füge in deiner
~/.bashrc
hinzuexport PATH="$PATH:$HOME/.local/share/yabridge"
- Sonst gilt: Jedes
yabridgectl
in der Anleitung ist für dich dann weiterhin ein~/.local/share/yabridge/yabridgectl
- Sonst gilt: Jedes
- Optional schneller im Terminal:
- Füge deinen Plug-ins-Ordner zu YaBridge hinzu, hier zwei Beispiele mit dem
yabridgectl add ~/Pfad/zu/deinen/Plugins
Befehl:- VST2:
yabridgectl add "$HOME/.wine/drive_c/Program Files/Steinberg/VstPlugins"
- VST3
yabridgectl add "$HOME/.wine/drive_c/Program Files/Common Files/VST3"
- CLAP
yabridgectl add "$HOME/.wine/drive_c/Program Files/Common Files/CLAP"
- VST2:
- Mit
yabridgectl sync
synchronisiert YaBridge die Ordner~/.vst/yabridge
mit~/.vst
~/.vst3/yabridge
mit~/.vst3
~/.clap/yabridge
mit~/.clap
- die hinteren Pfade gibst du dann in deiner DAW als Plug-in-Pfade an.
Die Beispiele beschränken sich auf die oft in der Windows-Installation voreingestellten Windows-Ordner. Du kannst deinen Ordner oft selbst wählen – stelle ihn in diesem Fall in Schritt 2 ein.

Diese DAWs funktionieren mit YaBridge (und damit Plug-ins via WINE)
(Die aktuellste Tabelle immer von der GitHub-Projektseite ansehen)
Host | VST2 | VST3 | CLAP |
---|---|---|---|
Bitwig Studio 5.3 | ✔️ | ✔️ | ✔️ |
REAPER 7.12 | ✔️ | ✔️ | ✔️ |
Carla 2.5.5 | ✔️ | ✔️ | Does not support CLAP |
Qtractor 0.9.29 | ✔️ | ⚠️ VST3 editor windows may not have the correct size | ⚠️ Qtractor may not support every CLAP plugin |
Renoise 3.4.3 | ✔️ | ✔️ | Does not support CLAP |
Waveform 12.1.3 | ✔️ | ✔️ | Does not support CLAP |
Ardour 8.1 | ✔️ | ⚠️ Some plugins may cause Ardour 7.3-8.1 to freeze | Does not support CLAP |
Mixbus 7.0.140 | ✔️ | ✔️ | Does not support CLAP |
Am besten fährst du also aktuell mit Bitwig, Reaper oder Mixbus.
BitBridge: aus 32 Bit mach 64 Bit
YaBridge wandelt deine (alten) 32 Bit Plug-ins automatisch in 64 Bit um. So kann jede moderne DAW damit umgehen. 32 Bit Support nimmt immer weiter ab und wird auch so kaum mehr produziert.
Das vorinstallierte Prozedere richtet sich eher an Fans alter Plug-ins, die keine aktuellen Versionen mehr bekommen.
Merke: Jede Umwandlung bringt potenzielle Fehlerquellen mit. Sie sind eher zu vermeiden, wenn es geht. Vor allem im professionellen Alltag.

Lieblings-VST installieren
Du hast im Netz gecheckt, dass dein VST(i) mit Linux und WINE problemlos funktioniert? Dann ab dafür.
Als Beispiel dienen mir hier die Plug-ions Voxengo Boogex als Gitarrenamp (wenn Guitarix zu kompliziert ist) und Klanghelm SDRR für Saturation. Leider funktionieren die Klanghelms aktuell nicht so gut – weder in Ardour noch in Reaper kann die GUI bedient werden. Es gibt Workarounds, aber das kann schnell in Frickelei ausarten. Da es an richtig tollen Plugins in der Linux-Welt mangelt, ist Gefrickel für mich unumgänglich.
Unbezahlter Service-Hinweis: Klanghelm ist übrigens ein Geheimtipp in der Profi-Szene, Plug-ins Made in Germany – sie kosten einmalig 18-24€. Mehr Plug-in für’s Geld gibt’s kaum. Aber auch Tokyo Dawn Labs und so viele andere „Underdogs“ entwickeln großartige Plug-ins für’s Geld. Und darüber hinaus.
Einfacher ist es, wenn du vom Entwicklungsteam direkt die DLL oder VST3-Datei bekommst. Dann ist es nur ein Copy/Paste und es kann direkt losgehen. Sonst musst du die Installations-exe erst über WINE starten und hoffen, dass da alles durchläuft. Tipp: winetricks nicht vergessen, das erleichert manchmal die Installation einiger Plug-ins.
Und wenn sich mal ein Plug-in nicht installieren lässt, versuche es doch mal mit Lutris zu installieren. Das geht oft schneller (und du kannst auch mit der Maus klicken), als es über die Kommandozeile mit wine und winetricks.

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